Süddeutsche Zeitung

Österreich:Der Erfinder der "Glock" ist tot

Lesezeit: 2 min

Gaston Glock erfand eine Waffe, die seinen Namen trug und nicht nur in den USA reißenden Absatz fand - auch Dank geschicktem Marketing in Hollywood. Nun ist der Unternehmer mit 94 Jahren gestorben.

Der österreichische Unternehmer und Waffenhersteller Gaston Glock ist tot. Glock, der eine der meistverkauften Handfeuerwaffen der Welt entwickelte, starb der österreichischen Nachrichtenagentur APA zufolge am Mittwoch im Alter von 94 Jahren.

Weltweit setzten Polizei und Militär auf die Waffen des Österreichers, die seinen Namen trugen. Sein Aufstieg begann in den 1980er-Jahren, als das österreichische Bundesheer auf der Suche nach einer neuen, innovativen Waffe war. Bis dahin hatte die Firma Glock Militärmesser und Konsumgüter wie Gardinenstangen hergestellt. Aber er stellte ein Team von Waffenexperten zusammen und entwickelte die "Glock 17", eine leichte halbautomatische Waffe, die größtenteils aus Kunststoff besteht.

Das damals als revolutionär geltende Design - mit einem Rahmen aus einem hochfesten Polymer auf Nylonbasis und nur dem Schlitten aus Metall - setzte sich gegen die Entwürfe mehrerer anderer Unternehmen durch und sicherte seinem Startup-Unternehmen den Zuschlag.

Zum Erfolg des Waffenherstellers trug zudem cleveres Marketing bei. Schon seit den Anfängen in den 1980er-Jahren bemühte sich das Unternehmen, seine Pistolen in Hollywood-Filmen unterzubringen. Dafür umgarnte es die Ausstatter, die Waffen für die verschiedenen Produktionen verleihen und betreuen, mit Rabatten und Vorzugsbehandlungen. Auch weil sich auf "Glock" gut Reime finden lassen, befeuerten Hip-Hop und Rap Anfang der 90er-Jahre zusätzlich den Hype um die Waffen, die in zahlreichen Liedtexten Erwähnung finden. So singt der aufkommende Superstar Tupac Shakur auf seinem Debütalbum: "I chose droppin' the Cop, I got me a Glock / and a Glock for the niggas on my block."

Waffengegner warfen Glock vor, leistungsstarke Feuerwaffen vor allem in den USA einen Auftrieb verschafft zu haben. Glock selbst reagierte nur selten auf solche Kritik, mied die öffentliche Debatte und weigerte sich im Jahr 2000, zusammen mit anderen Waffenherstellern eine freiwillige Vereinbarung zur Waffenkontrolle mit der US-Regierung zu unterzeichnen.

2019 berichteten die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel in Verbindung mit dem Ibiza-Video über Gaston Glock. Der damalige österreichische FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache prahlte in dem Video mit angeblichen Großspendern an seine Partei. Es gebe "ein paar sehr Vermögende, die zahlen zwischen 500 000 und eineinhalb bis zwei Millionen". Die Spender seien "Idealisten" und wollten "Steuersenkungen ... Gaston Glock als Beispiel." Glock , dem in Österreich eine besondere Nähe zur FPÖ und dem verstorbenen Rechtspopulisten Jörg Haider nachgesagt wurde, ließ darauf mitteilen: Es habe "weder mit der FPÖ noch mit anderen Parteien Gespräche über Spenden oder sonstige Zahlungen" gegeben.

Im Alter von 70 Jahren überlebte er im Juli 1999 einen Anschlag, als ein Investmentmakler, der sein Vermögen verwaltete, einen ehemaligen Ringer beauftragte, ihn mit einem Gummihammer anzugreifen. Im Jahr 2011 ließen sich Gaston Glock und seine Frau Helga nach 49 Jahren Ehe scheiden, es folgte ein langwieriger Rechtsstreit um Unterhaltszahlungen. Bald darauf heiratete er seine zweite Frau Kathrin, die mehr als 50 Jahre jünger ist als er. Er hinterlässt seine Frau, eine Tochter und zwei Söhne.

Zuletzt lebte der Unternehmer zurückgezogen. "Gaston Glock hat die Glock Gruppe zeitlebens strategisch ausgerichtet und auf die Zukunft vorbereitet. Sein Lebenswerk wird in seinem Sinne weitergeführt", heißt es in einem Statement auf der Homepage seines Unternehmens.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.6325309
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/Reuters/jael
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.