Süddeutsche Zeitung

Sportartikelindustrie:Nike überrascht die Anleger

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Die Geschäfte für den Sportartikelhersteller laufen prächtig - vor allem auf dem Heimatmarkt.

Von Uwe Ritzer, Nürnberg

In China haben alle Sportartikelhersteller seit einem Jahr das gleiche Problem: Seit Propagandisten als Revanche für die Kritik des Westens am Umgang mit der uigurischen Minderheit zum Boykott westlicher Marken aufrufen, laufen die Geschäfte von Nike, Adidas, Puma und vielen anderen schlecht. Das trifft die Branche hart, schließlich boomt der Sportartikelmarkt in China und ist auf dem Weg, der größte der Welt zu werden. Momentan ist das noch Nordamerika, was Branchenführer Nike zugutekommt. Im Ende Februar abgelaufenen, dritten Geschäftsquartal konnte der Konzern seine Einbußen in China durch kräftige Zuwächse auf dem US-Heimatmarkt mehr als nur kompensieren.

Aus dem am Montagabend nach Börsenschluss am Nike-Sitz in Beaverton im US-Bundesstaat Oregon veröffentlichten Quartalsbericht geht hervor, dass die Firma zwischen Dezember und Februar in Nordamerika um neun Prozent wuchs, während in China das Geschäft um fünf Prozent schrumpfte. Weltweit erwirtschaftete Nike in dem Zeitraum einen Umsatz von umgerechnet 9,9 Milliarden Euro, fast fünf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Börsenanalysten und Anleger hatten mit knapp 300 Millionen Euro weniger gerechnet und waren entsprechend positiv überrascht. In der Folge zog die Nike-Aktie am Dienstag bis zum späten Vormittag um acht Prozent an. Dabei zog sie auch die Papiere von Adidas (plus 4,75 Prozent) und Puma (plus 2,4 Prozent) mit. Scheinbar ließ die Anleger kalt, dass Nike mit umgerechnet 1,7 Milliarden Euro vier Prozent weniger Gewinn einfuhr als im Vorjahresquartal.

Globaler Trend zu Sport, Fitness und Gesundheit

Die Sportartikelindustrie insgesamt, und damit natürlich vor allem der Weltmarktführer, profitieren von der Pandemie. Sie hat den globalen Trend zu Sport, Fitness und Gesundheit weiter forciert. Zudem kleidet sich, wer im Home-Office sitzt, in der Regel sportlich-leger. Andererseits bereitet Covid der Branche auch Probleme. Etwa, wenn die wichtigsten Schuhfabriken in Vietnam monatelang wegen Corona geschlossen sind und keine Ware mehr liefern. Im vergangenen Jahr war das zeitweise der Fall. Allerdings konnte Nike von einem starken Weihnachtsgeschäft profitieren - trotz zum Teil deutlicher Preiserhöhungen.

Vor allem auf dem Heimatmarkt USA ist die Nachfrage nach Shirts und Schuhen mit dem Swoosh, dem charakteristischen Nike-Häkchen, ungebrochen. Die beiden deutschen Verfolger Adidas und Puma, Nummer zwei und drei der Sportartikel-Weltrangliste, sind weit abgeschlagen, auch wenn sie an Marktanteilen minimal hinzugewinnen. Das geht mutmaßlich aber vor allem zu Lasten kleinerer Marken. Global betrachtet scheint es die Beliebtheit von Nike auch nicht zu tangieren, dass das Unternehmen in der jüngeren Vergangenheit in Sachen Doping und Umgang mit Frauen nicht gerade das beste Bild von sich abgab.

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