Süddeutsche Zeitung

Streaming:Netflix verliert erstmals seit mehr als zehn Jahren Kunden

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Im ersten Quartal verliert der Videodienst 200 000 Kunden - und rechnet damit, dass Millionen ihr Abo beenden werden. Nicht nur die Netflix-Aktien fiel daraufhin an der Börse.

Netflix hat zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt einen Rückgang der Kundenzahl verbucht und damit die Aktie auf Talfahrt geschickt. Nach Börsenschluss hat der Streaming-Anbieter für das erste Quartal einen Verlust von 200 000 Abonnenten bekannt gegeben. Vorhergesagt hatte Netflix 2,5 Millionen Neukunden.

Im laufenden Quartal erwartet Netflix einen Rückgang von zwei Millionen Abonnenten. Für die schwachen Zahlen machte das Unternehmen unter anderem den Rückzug vom russischen Markt verantwortlich, wo sämtliche Kundenkonten wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine deaktiviert wurden. Außerdem verweis der US-Konzern auf eine große Zahl von Haushalten, die ihr Abo teilten. Die Netflix-Aktie fiel nachbörslich um 24 Prozent. In ihrem Sog gaben auch andere Streaming-Dienste nach, etwa Disney mit einem Minus von drei Prozent.

Zuletzt verlor Netflix 2011 Kunden

Netflix hat gegenwärtig 221,6 Millionen Abo-Kunden - bisher mit steigender Tendenz. Einen Rückgang der Abos hatte das Unternehmen zuletzt im Oktober 2011 vermeldet. Der Umsatz im ersten Quartal wuchs um zehn Prozent auf 7,9 Milliarden Dollar und nicht ganz so stark wie vorhergesagt. Der Gewinn je Aktie lag bei 3,53 Dollar.

Netflix hatte bereits nach dem vierten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres die Anleger mit einem düsteren Ausblick überrascht. Seitdem verlor die Aktie im regulären Handel bis Dienstag etwa ein Drittel an Wert und mehr als die Hälfte seit dem Höchststand von etwa 700 Dollar im November.

Analysten gingen bereits vor der Veröffentlichung der neuen Geschäftszahlen von einem schwierigen Jahr für Netflix aus. Wettbewerber wie Disney+ bauen ihre Angebote aus. Zudem konkurriert der Streaming-Anbieter mit Video-Websites wie Youtube und Tiktok und anderen Unterhaltungsangeboten. Einer im März veröffentlichten Studie von Deloitte zu digitalen Medientrends zufolge verbringen die Konsumenten im Alter zwischen 14 und 25 Jahren mehr Zeit mit Computerspielen als mit Filmen, Fernsehserien oder selbst Musikhören.

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SZ/Reuters/dpa/jael
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