Süddeutsche Zeitung

Nach Taschenpfändung:Middelhoffs Uhr wird versteigert

In besseren Zeiten war er Vorstandschef von Bertelsmann und Arcandor, inzwischen werden die Umstände für den einst gefeierten Manager immer peinlicher: NRW versteigert im Internet gerade eine Uhr von Thomas Middelhoff.

Von Uwe Ritzer

Das Gehäuse aus Siebenhundertfünfziger Gold, der Boden verschraubt, das Zifferblatt weiß, das Kroko-Lederarmband mit Goldverschluss. Die Citea Automatique der Marke Piaget mit der Seriennummer 801734 ist ein edles Instrument der Zeitmessung. 20 000 Euro soll die Uhr wert sein, die seit Freitag von der Justiz Nordrhein-Westfalens versteigert wird. Und zwar im Auftrag einer Essener Gerichtsvollzieherin. Sie hat die Uhr einem prominenten Mann abgenommen: Thomas Middelhoff, 60, in besseren Zeiten Vorstandschef von Bertelsmann und Arcandor.

Middelhoff lebt auf großem Fuß und wird zugleich von Gläubigern immer massiver bedrängt. Sein einstiger Vermögensverwalter Josef Esch, der Münchner Unternehmensberater Roland Berger, die Bank Sal. Oppenheim - das sind nur einige Gläubiger, die insgesamt mehr als 70 Millionen Euro von Middelhoff verlangen. Der macht Gegenforderungen geltend, doch die Umstände all dessen werden für den einst gefeierten Manager immer peinlicher und demütigender.

Auf Betreiben Bergers musste Middelhoff einen Offenbarungseid ablegen, an dessen Korrektheit es inzwischen Zweifel gibt. Das Berliner Wohnungsbauunternehmen Gewobag, dem Middelhoff eine Million Euro schuldet, ging noch weiter. Es ließ Mitte August eine Taschenpfändung bei Middelhoff durchführen.

Dabei nahm ihm die Gerichtsvollzieherin besagte Piaget-Uhr ab, die nun unter den Hammer kommt. Bis 17. Oktober läuft die Internetversteigerung auf der Seite justiz-auktion.de. Das Anfangsgebot lag bei 1400 Euro; am Montagvormittag war der Preis durch 35 Gebote bereits auf mehr als 5600 Euro gestiegen. Middelhoffs Gläubiger dürfte es freuen.

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Quelle:
SZ vom 22.09.2014
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