Süddeutsche Zeitung

Mode:Burberry will keine Klamotten mehr verbrennen

Lesezeit: 2 min

Von Björn Finke, London

Die Zahl kommt auf Seite 165 des Geschäftsberichts, in den Anmerkungen zur Bilanz. Da teilt der englische Luxusmode-Konzern Burberry mit, dass im abgelaufenen Jahr nicht-verkaufte Kleidung und Parfums im Wert von umgerechnet 32 Millionen Euro zerstört wurden. Das börsennotierte Unternehmen ließ einige Ladenhüter verbrennen. Diese Enthüllung führte im Juli zu Kritik und Empörung. Dabei ist es in der Modebranche üblich, alte Ware zu vernichten. Doch Burberry reagiert nun auf die Anfeindungen. Die Londoner versprechen, diese Praxis zu stoppen. "Moderner Luxus bedeutet, sich sozial und ökologisch verantwortungsvoll zu verhalten", sagt Marco Gobbetti, seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender.

Schon jetzt wird unverkaufte oder unverkäufliche Ware repariert, recycelt oder gespendet - aber eben nicht alles, manches wird verheizt. Das soll nicht mehr geschehen. Das Unternehmen, das für seine Trenchcoats und Burberry Check genannten Karomuster bekannt ist, kündigte außerdem den Verzicht auf echten Pelz an. Die Kollektion des neuen Chefdesigners Riccardo Tisci, die später im September vorgestellt wird, nutzt keinen echten Pelz mehr. Ältere Modelle mit Pelz werden nicht mehr neu aufgelegt. Bisher müssen Hasen, Füchse, Nerze und Marderhunde für Burberrys Mode sterben.

Auch H&M lässt Kleidung verbrennen

Der Italiener Tisci ist seit März Kreativvorstand der Firma, die neben Trenchcoats längst auch vieles andere verkauft: Unterwäsche und Handtaschen, Parfums und Nagellack. Zuvor war Christopher Bailey oberster Designer. Von 2014 bis Sommer 2017 amtierte der Brite gleichzeitig als Vorstandschef, doch Investoren hielten nichts von dieser Doppelrolle. Darum übernahm im Juli 2017 Gobbetti den Vorstandsvorsitz, ein Landsmann Tiscis: Die englische Traditionsmarke, gegründet 1856, ist nun fest in italienischer Hand.

Dass Burberry und andere Luxus- und Modefirmen alte Ware zerstören, liegt an der Exklusivität der Marken: Die Unternehmen können Ladenhüter schlecht zu Billigpreisen verramschen. Dann würden sich Kunden ärgern, die zuvor Tausende Euro hingeblättert haben. Es würde auch dem Image schaden, wenn sich dank Schnäppchenwochen jeder einen Burberry-Trenchcoat leisten könnte. Die Konzerne fürchten zudem, dass alte Ware in die Hände von Händlern gerät, die sich nicht an Vorgaben für die luxuriöse Präsentation halten. Oder Fälscher nutzen die Stücke als Vorlagen. Daher ist es aus Sicht der Luxusanbieter sicherer, Ware zu vernichten. So verkündete das Unternehmen Richemont im Mai, über die vergangenen zwei Jahre Uhren im Wert von fast einer halben Milliarde Euro zerstört zu haben. Den Schweizern gehören die Marken Cartier und Montblanc.

Die Praxis, Kleidung zu verbrennen, ist allerdings nicht auf Luxusmarken beschränkt. Die schwedische Billigkette Hennes & Mauritz (H&M) liefert Mode, die wegen Mängeln unverkäuflich ist, an ein Heizkraftwerk in der Nähe der Hauptstadt Stockholm.

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Quelle:
SZ vom 07.09.2018
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