Süddeutsche Zeitung

Mineralwasser:Wie viel "Bio" steckt in Volvic?

Lesezeit: 2 min

Von Silvia Liebrich, München

Der deutsche Markt für Mineralwasser ist heiß umkämpft. Mehr als 500 Anbieter ringen um die Aufmerksamkeit der Verbraucher, manchmal auch mit juristischen Mitteln. Jüngster Zankapfel der Branche ist die Marke Volvic, die zum französischen Danone-Konzern gehört und in Deutschland sehr gefragt ist. In der Kritik stehen die Aufdrucke "Natürlich Bio" und "Premiumwasser in Bio-Qualität" auf den charakteristischen viereckigen Plastikflaschen. Nach Ansicht des Bioproduzenten Neumarkter Lammsbräu werden Konsumenten damit in die Irre geführt. Die Ökobrauerei, die auch Bio-Limo und -Wasser verkauft, hat Danone deshalb diese Woche eine Abmahnung geschickt.

Was wie ein kleinkarierter Streit unter Konkurrenten anmutet, hat einen ernsten Hintergrund. Im Kern geht es um die Frage, ob Danone den Begriff "Bio" missbräuchlich verwendet. "Volvic ist kein Bio-Mineralwasser und trägt nur ein Schein-Bio-Siegel", sagt Susanne Horn, Geschäftsführerin von Neumarkter Lammsbräu.

Danone weist dies entschieden zurück. "Wir können den Vorwurf in keiner Weise nachvollziehen", sagte am Dienstag ein Konzernsprecher. Das Volvic-Siegel "Premiummineralwasser in Bio-Qualität" werde vom unabhängigen SGS Institut Fresenius an mehrere Unternehmen vergeben. "Es umfasst 97 strenge ökologische und soziale Prüfkriterien", ergänzte er. Die Kontrollen gingen in ihrer Gesamtheit deutlich über die gesetzlichen Anforderungen hinaus. Dem widerspricht die Lammsbräu-Chefin: Die Richtlinien von Fresenius ließen genau so viele Rückstände von Pestiziden zu wie die Regelungen für konventionelles Mineralwasser.

Tatsächlich ist der Begriff "Bio" bei Lebensmitteln EU-weit geschützt. Ökoprodukte müssen strenge Kriterien erfüllen, die im Lebensmittelrecht verankert sind und staatlicher Kontrolle unterliegen. Umstritten war allerdings bis vor sechs Jahren, ob Mineralwasser überhaupt ein Biolabel tragen kann. Denn das galt bis dahin als reines Naturprodukt, auf das Abfüller so gut wie keinen Einfluss haben. Womit jedes Mineralwasser automatisch ein Bioprodukt wäre. So zumindest argumentierte das Gros der Wasserabfüller, als Neumarkter Lammsbräu vor knapp zehn Jahren das erste zertifizierte Biomineralwasser auf den Markt brachte und großen Widerspruch auslöste.

Für Bio-Wasser gibt es klare Regeln

2012 entschied jedoch der Bundesgerichtshof, dass auch Mineralwasser bio sein kann, wenn es deutlich weniger mit Schadstoffen belastet ist als konventionelles. Chemikalien aus der Industrie, Nitrate aus der Landwirtschaft sowie Rückstände von Medikamenten und Süßstoffen lassen sich auch im Grundwasser immer häufiger nachweisen. Abfüller wie Lammsbräu schützen das Umfeld ihrer Quellen vor solche Einträgen, indem sie etwa den Ökolandbau fördern. Ein Konzept, das immer mehr Nachahmer findet; gut zehn Biomineralwassermarken gibt es inzwischen in Deutschland.

Der Streit um Volvic trifft ein wichtiges Geschäftsfeld von Danone. Mit Marken wie Evian und Volvic ist der Konzern der führende Anbieter von stillem Mineralwasser in Deutschland, der Jahresumsatz im Wassergeschäft liegt hier bei mehr als 250 Millionen Euro. Die Volvic-Quelle liegt in einem der größten Naturschutzgebiete Europas in der französischen Auvergne. 1938 wurde das naturbelassene Wasser erstmals in Glasflaschen abgefüllt.

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Quelle:
SZ vom 14.11.2018
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