Süddeutsche Zeitung

Lufthansa:Wachstumskurs auf Eis

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Die schwache Konjunktur trifft die Lufthansa: Die Airline friert ihren Wachstumskurs ein - und steht vor einem weiteren Problem: Die Lehman-Pleite wirbelt die Treibstoffgeschäfte des Konzerns durcheinander.

Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers betrifft nun auch deutsche Konzerne, die nicht im Finanzsegment tätig sind. Die Lufthansa hat mit der US-Bank Treibstoffpreis-, Zins- und Devisensicherungsgeschäfte abgeschlossen - und muss nun Werte in Höhe von 76 Millionen Euro berichtigen. Das geht aus dem Geschäftsbericht von Deutschlands größter Airline hervor. Die Geschäfte seien "nicht mehr realisierbar", hieß es am Mittwoch. Durch den Kollaps der Bank hat die Lufthansa nur noch 72 Prozent ihres Treibstoffbedarfs für das laufende Jahr gesichert. Für 2009 ist der Wert auf 57 Prozent gesunken.

Und auch die schwache Konjunktur trifft die Fluggesellschaft mit voller Wucht. Deshalb macht die Lufthansa nun Abstriche an ihren Wachstumsplänen. Das Angebot im Passagiergeschäft werde in diesem Jahr nur um 5,2 Prozent und nicht wie bisher geplant um 7,1 Prozent wachsen.

Entlassungen seien trotz der Krise derzeit nicht geplant. "Wir planen keine Freisetzungen", sagte Mayrhuber. Derzeit reiche es aus, den "Zulauf zu stoppen" und freiwerdende Stellen nicht mehr zu besetzen. Die Lufthansa habe ein System, nach dem Mitarbeiter wenn nötig zu Hause blieben und die ausgefallenen Stunden später dem Unternehmen schuldeten.

2009 will die größte deutsche Fluggesellschaft (ohne die Tochter Swiss) ihre Kapazitäten - gemessen an Sitzplatzkilometern - nur um 0,8 Prozent ausbauen, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Damit reagiert die Lufthansa auf den erwarteten Nachfragedämpfer. 2008 werde das operative Ergebnis im weitaus wichtigsten Geschäftsfeld, der Passagierbeförderung, trotz vieler Sparmaßnahmen deutlich unter dem Vorjahresniveau liegen.

Blick nach London

Durch die Krise an den Finanzmärkten und die Wirtschaftsflaute ergäben sich "deutlich spürbare" Belastungen für Lufthansa, sagte Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber. Daher liege sein Augenmerk zunächst darauf, das Ergebnis abzusichern.

Zukäufe sind dennoch geplant. Voraussichtlich im Januar werde Lufthansa die Mehrheit an der britischen Airline bmi übernehmen. Deren Großaktionär Michael Bishop, der rund 50 Prozent an bmi hält, habe im Oktober eine entsprechende Option ausgeübt.

Damit kommt Lufthansa dann auf rund 80 Prozent an dem Unternehmen, das begehrte Start- und Landerechte am Flughafen in London-Heathrow besitzt. Derzeit sei Lufthansa im "Dialog über die zukünftige Struktur und Optionen von bmi".

Interesse an SAS und Alitalia

Weitere Wachstumschancen prüfe das Management sorgfältig. "Sobald die Schlechtwettergebiete umflogen sind, haben wir die Kapazitäten, wieder Schub zu geben und die maximale Reisegeschwindigkeit wieder aufzunehmen", heißt es im Bericht zum dritten Quartal. Lufthansa hat Interesse an Austrian Airlines, Alitalia und Kreisen zufolge auch an SAS.

Nach einem Gewinnrückgang im dritten Quartal hat die größte deutsche Fluggesellschaft ihre Erwartungen für das laufende Jahr zurückgeschraubt und rechnet nun mit einem operativen Gewinn von rund 1,1 Milliarden Euro. Zuvor hatte Lufthansa 1,38 Milliarden Euro anvisiert.

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