Süddeutsche Zeitung

Konzernumbau:Siemens droht die Mitarbeiter zu überfordern

Das Tempo, mit dem der Industrie-Koloss verändert wird, ist rasant. Vorstand Kaeser sollte sagen, wohin er steuert - sonst wächst das Rumoren in der Belegschaft.

Kommentar von Thomas Fromm

In Europa schwächelt das Geschäft mit Mega-Kraftwerken und großen Gasturbinen - mehr noch: Es dürfte allmählich auslaufen. Siemens-Chef Joe Kaeser bleibt in dieser Situation wenig anderes übrig, als das traditionsreiche Geschäft zu verkleinern.

Diesen Zwang sollte er nutzen, um seinen Leuten zu sagen, wohin er mit Siemens will. Denn die permanenten Veränderungen im Hause drohen die Belegschaft allmählich zu überfordern. Bei den Arbeitnehmervertretern rumort es, diesmal könnte daraus ein handfester Konflikt werden.

Siemens ist ein sehr gemischter Großkonzern und mit seinen vielen Geschäftsfeldern, ein Konstrukt in ständiger Veränderung, eine Art Dauer-Laboratorium. Rein, raus, rein, raus: Das Tempo, mit dem der Industrie-Koloss verändert wird, mit dem neue Geschäfte an Bord geholt und andere wieder gekappt werden, ist rasant. Für viele vielleicht sogar zu rasant.

Nur ein kleiner Auszug aus dem Labor-Katalog: Erst vor Kurzem gab der Konzern die Fusion seines Bahngeschäfts mit dem französischen Konkurrenten Alstom bekannt, das Windenergiegeschäft wurde im April abgespalten und mit dem spanischen Unternehmen Gamesa zusammengelegt, Osram wurde verkauft. Für das nächste Jahr steht der Börsengang der Medizintechnik an. Und so weiter. Die Mitarbeiter fürchten, dass aus Siemens mittelfristig eine reine Finanzholding wird. Sie brauchen jetzt eine klare Aussage.

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Quelle:
SZ vom 20.10.2017
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