Süddeutsche Zeitung

Kampf gegen Arbeitslosigkeit:Richtiges Instrument

Bislang sind weit weniger Menschen auf der Straße gelandet als befürchtet. Ideen, wie sie wieder in Arbeit kommen, wären allerdings ein besseres Wahlkampfthema als die Opel-Rettung.

Thomas Öchsner

Bundesarbeitsminister Olaf Scholz ist kein Freund düsterer Prognosen. Immer wieder hat er vor Schwarzmalern gewarnt, die einen dramatischen Anstieg der Arbeitslosigkeit voraussagten. Nun kann er sich bestätigt fühlen. Der leichte Anstieg der Erwerbslosenzahl im August zeigt: Bislang sind in der Krise weit weniger Menschen auf der Straße gelandet, als viele Experten befürchteten. Das ist eine gute Nachricht, auch wenn im Herbst der Damm gegen Massenentlassungen stärker bröckeln wird.

Die Volkswirte in den Banken passen derzeit wieder einmal ihre Prognosen der Wirklichkeit an. Vor ein paar Monaten war noch die Rede von vier Millionen Arbeitslosen in diesem Jahr und fünf Millionen Ende 2010. Jetzt sieht es eher so aus, dass diese Marken nicht erreicht werden. Dazu hat einerseits Scholz beigetragen, der mit der Förderung der Kurzarbeit rechtzeitig auf das richtige Instrument setzte, um die Menschen in den Betrieben zu halten. In Deutschland schlägt die Wirtschaftskrise deshalb viel weniger auf den Arbeitsmarkt durch als in anderen Industrienationen. Dass der große Kahlschlag bislang ausgeblieben ist, liegt zugleich an den Arbeitgebern. Die meisten haben aus ihren Fehlern in der letzten Rezession gelernt und nicht massenhaft Mitarbeiter entlassen. Die Unternehmen wissen, dass sie ihre Fachkräfte bald wieder brauchen.

Diese Erfolge sind kein Grund zum Feiern. Mehr als eine Million versteckte Arbeitslose werden in der Statistik nicht mitgezählt. Gut fünf Millionen Jobs dürften der Republik tatsächlich fehlen. Darüber zu streiten, wie diese Menschen eine ordentlich bezahlte Stelle bekommen könnten, wäre ein besseres Wahlkampfthema als die Rettung von Opel.

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SZ vom 02.09.2009
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