Konjunktur:Die Rezession ist vorbei

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Erstmals seit Anfang letzten Jahres legt die deutsche Wirtschaft im zweiten Quartal wieder zu - im Vorjahresvergleich gab es allerdings den stärksten Einbruch aller Zeiten.

Steigende Konsumausgaben und die Frühlingsbelebung am Bau haben die Rezession in Deutschland beendet. Das Bruttoinlandsprodukt wuchs zwischen April und Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Im Jahresvergleich brach das Bruttoinlandsprodukt um mehr als sieben Prozent ein - das hat es in der Bundesrepublik noch nie gegeben. (Foto: Foto: dpa)

Es bestätigte damit seine Schätzung vom 13. August. Das war das erste Wachstum seit Anfang 2008. Noch im Vorquartal war die Wirtschaft wegen der weltweiten Finanzkrise mit 3,5 Prozent so stark eingebrochen wie noch nie seit Beginn dieser Statistik im Jahr 1970.

Abwrackprämie hilft

Die Konjunktur fasste vor allem dank der steigenden privaten und staatlichen Konsumausgaben wieder Tritt. Die Verbraucher gaben 0,7 Prozent mehr aus als zu Jahresbeginn - begünstigt von stabilen Preisen und der staatlichen Abwrackprämie von 2500 Euro, die den Kauf von neuen Autos ankurbelte.

Der Staat konsumierte 0,4 Prozent mehr. Die Baubranche bekam dank der Frühjahrsbelebung mehr zu tun. "Dabei muss berücksichtigt werden, dass die Bautätigkeit im ersten Quartal durch den vergleichsweise strengen Winter beeinträchtigt war", hieß es. Die Bauinvestitionen legten deshalb deutlich um 1,4 Prozent zu.

Der Export, die langjährige Konjunkturstütze, blieb dagegen ein Sorgenkind der deutschen Wirtschaft: Die Ausfuhren sanken um 1,2 Prozent. Da die Einfuhren aber mit 5,1 Prozent viel stärker einbrachen, trug der Außenhandel unter dem Strich sogar zum Wachstum bei.

Gebremst wurde die Konjunktur dagegen durch einen Lagereffekt: Wegen der ungewissen Aussichten räumten viele Unternehmen ihre Lager leer und drosselten ihre Produktion.

Zudem investierten die Unternehmen 0,5 Prozent weniger in Maschinen, Fahrzeuge und andere Ausrüstungen.

Staatshaushalt tief im Minus

Wie stark die Wirtschaft immer noch unter den Folgen der Finanzkrise leidet, zeigt der Vergleich mit dem zweiten Quartal 2008: Hier brach das Bruttoinlandsprodukt (BIP) - die Summe aller in Deutschland hergestellten Waren und erbrachten Dienstleistungen - um 7,1 Prozent ein. Einen stärkeren Rückgang gab es noch nie.

Bundesregierung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen bislang für 2009 mit einem Minus von sechs Prozent. Das wäre der stärkste Einbruch seit Gründung der Bundesrepublik.

Der Staatshaushalt ist im ersten Halbjahr unterdessen tief in die roten Zahlen gestürzt. Wegen sinkender Steuereinnahmen und hoher Ausgaben belief sich das Finanzierungsdefizit des Staates auf rund 17,3 Milliarden Euro.

Im ersten Halbjahr 2008 hatte unter dem Strich noch ein Überschuss von gut sieben Milliarden Euro gestanden.

Das deutsche Staatsdefizit lag in den ersten sechs Monaten bei 1,5 Prozent des BIP. Damit erfüllte Deutschland das Maastricht-Kriterium, das ein Staatsdefizit in Höhe von maximal 3,0 Prozent des Bruttoinlandsprodukts genehmigt.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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