Süddeutsche Zeitung

Industrie:Siemens droht Ärger bei Milliarden-Fusion

Siemens muss um die Fusion seiner Zug-Sparte mit dem französischen Rivalen Alstom bangen. Gemeinsam wollen beide Unternehmen zum größten europäischen Verkehrstechnik-Konzern werden. Doch die EU-Kommission meldete am Freitag Bedenken gegen die Übernahme von Alstom durch den Münchner Industriekonzern an und kündigte eine vertiefte Prüfung an.

Vor allem bei Hochgeschwindigkeits-Zügen wie dem TGV von Alstom und dem ICE von Siemens sowie bei der Signaltechnik wäre das fusionierte Unternehmen mehr als dreimal so groß wie der größter Konkurrent. Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager warnte, dass dadurch die Preise für Züge steigen könnten, "was sich letztlich zum Nachteil von Millionen Europäern, die täglich beruflich oder privat den Schienenverkehr nutzen, auswirken könnte".

Der deutsch-französische Zusammenschluss ist ein wichtiges industriepolitisches Projekt von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Dass die EU-Kommission im ersten Anlauf trotzdem bremst, kommt angesichts der Marktmacht der beiden nicht überraschend. Ungewöhnlich deutlich wendet sie sich aber gegen ein Argument von Siemens-Chef Joe Kaeser. Er sagt, dass sich die beiden Hersteller verbünden müssten, um gegen den chinesischen Konkurrenten CRRC zu bestehen. Zum jetzigen Zeitpunkt halten es die Brüsseler Wettbewerbshüter jedoch für unwahrscheinlich, dass neue Anbieter aus China auf den Markt in Europa vordringen.

Alstom und Siemens haben nun bis zum 21. November Zeit, die EU- Kommission von ihrer Sicht auf die Dinge zu überzeugen oder Zugeständnisse vorzuschlagen. Die Fusion soll nach ihren Vorstellungen wie geplant bis Mitte 2019 vollzogen sein.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4054576
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/Reuters
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.