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HSV-Investor Klaus-Michael Kühne:"Jeder bekommt ein Etikett, auf meinem steht eben Milliardär"

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Der Unternehmer Klaus-Michael Kühne ist einer der reichsten Menschen der Welt - und fast überall erfolgreich. Nur beim Fußball hapert es.

Von Peter Burghardt und Angelika Slavik, Hamburg

Das Hotel "The Fontaney" ist ein absurd spektakulärer Bau direkt an der Alster. Abgerundete Wände, eigens angefertigte Teppiche, irrwitzige Preise - die teuerste Suite kostet 9000 Euro pro Nacht. Das Hotel ist das neueste Spielzeug von Klaus-Michael Kühne, Eigentümer des Logistikkonzerns Kühne + Nagel und Nummer 91 in der Liste der reichsten Menschen der Welt. Sein Vermögen wird auf 13 Milliarden Euro geschätzt, damit liegt er klar vor Männern wie Rupert Murdoch oder Donald Trump. Was hat ihn dieser Reichtum gekostet?

Kühne, 80 Jahre alt, lädt zum Gespräch in die Bar in der obersten Etage. Im Aufzug erklärt er noch dem Hoteldirektor, welche Mängel dringend zu beseitigen wären. Er sei ein anstrengender Chef, sagt Kühne. Aber immerhin sei ihm das bewusst.

Kann er sich selbst eigentlich etwas vorstellen unter dieser enormen Summe, die seinen Reichtum beziffert? Nein, sagt Kühne, das könne niemand. Tatsächlich sei das Geld aber nur in den Büchern vorhanden. Um es zu realisieren, müsste er Firmenanteile verkaufen, "was ich niemals tun werde". Dennoch sei ihm die Summe "unangenehm". Zwar habe er nach Erfolg gestrebt, aber nie an diese Dimension gedacht. Günstige Umstände hätten zu einem "lawinenartigen Anstieg von Vermögen" geführt.

Erfolg hat er eigentlich überall, außer im Fußball

Der Reichtum präge nun sein Bild in der Öffentlichkeit. "Jeder bekommt ein Etikett, auf meinem steht eben: Milliardär", sagt Kühne. Das mache es nicht immer leicht, schließlich wisse nahezu jeder, der ihm begegne, über seine Vermögensverhältnisse Bescheid.

Kühne erzählt von seiner Kindheit, von den Erwartungen der Eltern, das er, das einzige Kind, das Unternehmen übernehmen möge. Er habe erst rebelliert, dann aber Spaß am Geschäftsleben entwickelt, sagt Kühne - und sich so sehr reingehängt, dass das Private dabei beinahe in Vergessenheit geriet. Heute stelle er sich "zumindest die Frage, ob man so einseitig sein muss, wie ich es war. Ich kenne die Antwort nicht."

Der Hamburger geht auch auf Vorwürfe ein, mit seinem Wohnsitz in der Schweiz dem deutschen Finanzamt auszuweichen - und er erklärt, wie er versucht, seinem Land und seiner Stadt dennoch gerecht zu werden. Und er spricht über das einzige Betätigungsfeld, in dem ihm der durchschlagende Erfolg bislang verwehrt bleibt: Fußball. "Rein wirtschaftlich betrachtet", sagt Kühne, "ist der HSV die schlechteste Investitionsentscheidung meines Lebens."

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