Süddeutsche Zeitung

Hartz IV:Langzeit-Arbeitslose bleiben länger arbeitslos

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Ihre Zahl ist zwar auf 800 000 gesunken. Wer allerdings länger als vier Jahre Grundsicherung bezieht, kommt immer schwerer heraus.

Von Thomas Öchsner, München

Arbeitslose Hartz-IV-Empfänger bleiben immer länger ohne Job. Seit 650 Tagen waren sie 2017 im Durchschnitt arbeitslos. 2011 waren es noch 555 Tage. Dies geht aus einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor, auf die die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linken, Sabine Zimmermann, aufmerksam machte. Ein Sprecher der BA sprach von einer "Verhärtung der Langzeitarbeitslosigkeit". Die steigende Dauer der Arbeitslosigkeit unter Hartz-IV-Empfängern zeige, "dass der Anteil der Menschen mit kurzen Dauern in der Arbeitslosigkeit zunehmend kleiner wird".

Bei den Arbeitsbehörden sind mehr als 4,2 Millionen Bezieher der staatlichen Grundsicherung (Hartz IV) als erwerbsfähig registriert. Ohne jede Arbeit waren davon 2017 knapp 1,7 Millionen. Die Rekordbeschäftigung in Deutschland macht den Jobcentern einerseits die Arbeit leichter, weil sie viele Erwerbslose schneller einem Arbeitgeber vermitteln können. So ist die Zahl der Hartz-IV-Bezieher, die mindestens ein Jahr erwerbslos sind und damit als Langzeitarbeitslose gelten, von knapp 1,16 Millionen 2008 auf gut 800 000 gesunken. Stark rückläufig ist auch die Zahl derjenigen, die ein bis drei Jahre ohne Job ist. Dies zeigt nach Angaben der Arbeitsagentur, dass es auch Menschen mit längerer Dauer gelingt, die Arbeitslosigkeit zu beenden.

Viele Menschen haben schneller wieder Arbeit. Bleiben jene, die nicht zu vermitteln sind

Andererseits bleibt zunehmend ein harter Kern von Langzeitarbeitslosen zurück, der nur schwer zu vermitteln ist. "Die Profile der Menschen, die jetzt noch arbeitslos gemeldet werden, sind teilweise geprägt von multiplen Vermittlungshemmnissen", sagt der BA-Sprecher. Das Vermittlungsgeschäft werde "dadurch nicht leichter". Diese Personen sind also oft gesundheitlich eingeschränkt, häufig älter als 50 Jahre, gering qualifiziert und haben wenig Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt gesammelt.

Sie bleiben verstärkt übrig, deshalb ist auch die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger, die vier Jahre oder länger ohne Job sind, seit 2011 leicht auf etwa 215 000 gestiegen. Für sie will die Bundesregierung einen sozialen, öffentlich geförderten Arbeitsmarkt zu schaffen. 150 000 sollen laut Koalitionsvertrag mit Lohnkostenzuschüssen einen Job in Unternehmen, gemeinnützigen Einrichtungen oder bei Kommunen erhalten.

Die Linken-Politikerin Zimmermann sagte, die Perspektivlosigkeit für Hartz-IV-Bezieher habe zugenommen. "Dass die Dauer der Erwerbslosigkeit im Hartz-IV-System steigt, ist ein blamables Ergebnis für die verschiedenen Bundesregierungen." Es sei mehr Geld nötig, um diesen Menschen zu helfen.

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Quelle:
SZ vom 17.04.2018
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