Süddeutsche Zeitung

General Motors: Tiefrote Zahlen:Im Strudel der Verluste

Lesezeit: 3 min

Aus "Old GM" wurde "New GM" - doch die Verluste sind geblieben. 1,2 Milliarden Dollar gingen im dritten Quartal verloren. Gerät die Opel-Sanierung schon vor dem Start zum Himmelfahrtskommando?

Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) sieht wieder Licht am Ende des Tunnels. Nach seinem Insolvenzverfahren verringerte der größte US-Autohersteller seine Milliardenverluste und startet schneller als erwartet den Schuldenabbau.

Im dritten Quartal verzeichnete GM zwar noch immer ein Minus von 1,2 Milliarden Dollar (802 Millionen Euro). Der Verlust war aber kleiner als von vielen Experten geschätzt. Ein Jahr zuvor sei das Minus mehr als doppelt so hoch gewesen.

Der Umsatz lag im dritten Quartal bei 28 Milliarden Dollar. Das waren fünf Milliarden Dollar mehr als im zweiten Quartal. Die ersten Zahlen nach dem im Juli beendeten Insolvenzverfahren sind nur schwer mit früheren Ergebnissen vergleichbar und basieren nicht komplett auf gängigen Bilanzregeln. Der von GM genannte "betriebswirtschaftliche" Verlust könnte zudem noch bestimmte Sondereffekte ausklammern.

"Viel Arbeit vor uns"

Bis GM wieder festen Boden unter den Füßen hat, wird noch eine Menge Zeit vegrehen. "Wir haben noch viel mehr Arbeit vor uns", räumte Konzernchef Fritz Henderson ein. "Aber die Ergebnisse beweisen das solide Fundament, das wir für den neuen GM-Konzern legen." Hendersons Stuhl wackelt laut Experten wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Verwaltungsrat.

Doch trotz der tiefroten Zahlen möchte GM Gesundung signalisieren. Der Konzern will daher nun den Schuldenabbau mit Raten in Milliardenhöhe beginnen. Noch zum Jahresende will GM eine erste Rate von 1,2 Milliarden Dollar Schulden an die USA und Kanada zurückzahlen und die Hilfen dann jeweils quartalsweise abstottern. Die Rückzahlungen starten damit weit früher als erwartet, denn eigentlich hatte der US-Konzern dafür bis 2015 Zeit. Allerdings nutzt GM andere Darlehen zum Abbau dieser Schulden.

GM könnte den Kredit möglicherweise auch mit Geld von der Regierung selbst zurückzahlen, schrieb das Wall Street Journal. Auf einem Treuhandkonto lägen noch 13,4 Milliarden Dollar für das Unternehmen.

Bis Ende November wird zudem der Überbrückungskredit für Opel an Bund und Länder zurückgezahlt. Offen sind noch etwa 400 Millionen von ursprünglich 900 Millionen Euro.

Staatshilfen gefordert

Für die Sanierung will Henderson aber neues Geld. Zwar sei General Motors grundsätzlich in der Lage, das Europa-Geschäft rund um Opel allein zu finanzieren. "Wir würden aber bevorzugen, um Unterstützung für das Europa-Geschäft zu bitten", sagte der GM-Chef dem US-Sender Bloomberg. Zuletzt hatte es aus dem US-Konzern widersprüchliche Aussagen zum Antrag auf Staatshilfen gegeben. So hatte der neue starke Mann bei GM, Verwaltungsratschef Edward Whitacre, Finanzspritzen des deutschen Steuerzahlers als nicht nötig bezeichnet.

Das Wall Street Journal berichtet unterdessen, dass GM für die Opel-Sanierung 1,5 Milliarden Dollar selbst aufwenden muss. Weitere drei Milliarden Dollar sollen bei europäischen Regierungen eingesammelt werden.

Seit Anfang 2005 hatte GM konzernweit Verluste von mindestens 90 Milliarden Dollar angehäuft. Der Konzern war mit Staatshilfen von mehr als 50 Milliarden Dollar vor dem Untergang gerettet worden.

Allerdings werden davon nur 6,7 Milliarden Dollar als direkter Kredit geführt. Für den Großteil der Hilfen bekam die US-Regierung den Mehrheitsanteil von 60 Prozent an GM. Sie will die Beteiligung schrittweise nach einem erneuten Börsengang abstoßen. Es war zuletzt unklar, ob GM bereits 2010 an den Aktienmarkt zurückkehren kann.

Das Geschäft außerhalb Nordamerikas schrieb im dritten Quartal vor Zinslasten, Steuern und Sonderfaktoren schwarze Zahlen - auf dem Heimatmarkt war GM erneut rot. Anders als früher weist der aus der Konzern sein Europageschäft nicht mehr gesondert aus.

Globaler Marktanteil gestiegen

Dem Autohersteller gelang es, im operativen Geschäft seine Kassen wieder um mehr als drei Milliarden Dollar aufzufüllen. Allerdings befürchtet GM, im vierten Quartal erneut Bargeld zu "verbrennen". Zuletzt hatte GM 42,6 Milliarden Dollar in der Kasse.

Der globale Marktanteil des einst weltgrößten Autobauers stieg seit Jahresmitte leicht auf 11,9 Prozent. Dazu habe unter anderem der Astra von Opel beigetragen. Weltweit setzte GM im dritten Quartal 1,97 Millionen Autos ab nach mehr als 2,11 ein Jahr zuvor. Opel und die britische Schwester Vauxhall verkauften 306.000 Wagen - das waren rund zehn Prozent weniger.

Für seine Sanierung baute GM weltweit bereits Zehntausende Jobs ab. Zum 30. September beschäftigte der Konzern noch 209.000 Mitarbeiter, Ende 2008 waren es noch 243.000.

Im Video: Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle fühlt sich nicht an frühere Vereinbarungen mit General Motors über Staatshilfen für Opel gebunden.

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