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Gazprom: Kampf gegen Nabucco-Pipeline:Schröder contra Fischer

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Verlockendes Angebot aus Moskau: Gazprom will RWE aus dem Pipeline-Projekt Nabucco locken und für sich gewinnen - gleichzeitig ist es ein Duell von Gerhard Schröder und Joschka Fischer.

Im Ringen um die Macht über Europas Gasversorgung will der russische Energieriese Gazprom den RWE-Konzern offenbar auf seine Seite ziehen.

Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew habe RWE, die derzeit am Nabucco-Projekt beteiligt ist, eingeladen, sich am Nabucco-Konkurrenzprojekt South Stream zu beteiligen, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Verhandlungskreise.

South Stream ist ein Projekt, das im Wesentlichen von Gazprom und dem italienischen Energiekonzern ENI vorangetrieben wird.

Schwierige Verhandlungen

Würde es Gazprom gelingen, RWE aus dem Nabucco-Konsortium herauszubrechen, wäre das Projekt demnach kaum zu halten. Das von mehreren europäischen Energiekonzernen initiierte Nabucco-Projekt will künftig Erdgas unter Umgehung von Russland aus Ländern wie Turkmenistan und Aserbaidschan nach Westeuropa bringen. Gazprom nutzt dem Zeitungsbericht zufolge die momentane Schwäche des Nabucco-Konsortiums.

Mit den beiden Projekten stehen sich nicht nur zwei Energieriesen gegenüber - es ist zugleich auch der Kampf Fischer gegen Schröder. Der ehemalige Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) arbeitet als Berater für das Nabucco-Projekt. Auf der anderen Seite steht der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), der im Gazprom-Projekt North Stream den Vorsitz im Aufsichtsgremium hat.

Die Verhandlungen mit den potentiellen Lieferländern gestalten sich schwierig. Trotz jahrelanger Bemühungen kann das Nabucco-Konsortium keine sicheren Lieferzusagen für die Pipeline vorweisen. Solange dies nicht der Fall ist, kann der Bau der 3300 Kilometer langen Pipeline, die von der türkischen Ostgrenze bis nach Österreich führen soll, nicht beginnen.

Nabucco soll nach der derzeit noch gültigen Planung spätestens 2015 das erste Gas nach Westeuropa liefern. Die Pipeline, deren Bau von der EU begrüßt wird, würde die Abhängigkeit von russischem Gas verringern: Rund ein Viertel des in Europa verbrauchten Erdgases kommt aus Russland, in Deutschland sind es sogar 37 Prozent.

Gazprom dagegen zielt mit dem South-Stream-Projekt darauf ab, den Einfluss der Pipeline-Transitländer Weißrussland und Ukraine zu verringern. Mit beiden Ländern hatte es in den vergangenen Jahren immer wieder Streitigkeiten gegeben, die zu empfindlichen Störungen der Gaslieferungen führten.

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