Süddeutsche Zeitung

Führungswechsel:Kaeser zum neuen Siemens-Chef gewählt

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Ein neuer Mann an der Siemens-Spitze: Der Aufsichtsrat hat Joe Kaeser zum Chef gewählt. Er soll nun die schwerwiegenden Probleme des Konzerns lösen. Peter Löscher, der bisherige Siemens-Chef, war wegen Pannen und schlechter Zahlen massiv unter Druck geraten.

Es ist offiziell. Der bisherige Siemens-Finanzvorstand Joe Kaeser wird neuer Chef des Technologiekonzerns. Das habe der Aufsichtsrat beschlossen, teilte Siemens mit. Der bisherige Vorstandschef Peter Löscher lege sein Mandat "mit Ablauf des heutigen Tages nieder und scheidet in gegenseitigem Einvernehmen aus dem Vorstand der Siemens AG aus", heißt es. Am vergangenen Wochenende hatte sich der Aufsichtsrat bereits darauf geeinigt, dass Löscher seinen Posten aufgeben soll.

Löscher war nach der zweiten Gewinnwarnung innerhalb von nicht einmal drei Monaten massiv unter Druck geraten. Hinzu kamen andere Pannen wie die verspätete Lieferung von ICE-Zügen an die Deutsche Bahn und ein fehlendes Konzept für die künftige Ausrichtung des Konzerns. Seit Löscher 2007 an die Spitze des Unternehmens kam, hat Siemens 20 Prozent seines Börsenwertes verloren.

Der 56-jährige Kaeser arbeitet bereits seit 1980 bei Siemens. Er soll nun den Industriekonzern aus der Krise führen. Mit dem neuen Siemens-Chef sind die Personal-Debatten aber wahrscheinlich noch nicht beendet. In Aktionärskreisen wird gefordert, dass demnächst auch Aufsichtsratschef Gerhard Cromme gehen solle. Cromme ist aber Angaben aus seinem Umfeld zufolge nicht bereit, seinen Job aufzugeben. Er wolle bis zum Ende seiner Amtszeit 2018 bleiben.

Siemens ist in 190 Ländern vertreten, beschäfigt weltweit 370.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 78 Milliarden Euro. Der Konzern ist in den Sparten Energie, Industrie, Medizin und Infrastruktur tätig:

  • Im wichtigsten Geschäftsfeld, Energie, macht Siemens einen Jahresumsatz von 27,5 Milliarden Euro, geliefert werden ganze Kraftwerke und Windparks - etwa in der Nordsee. Auch in Sonnenenergie hatte Siemens investiert, verlor allerdings eine Milliarde Euro und zieht sich jetzt ganz aus der Solarenergie zurück.
  • Fast ein Viertel des Konzernumsatzes kommt aus der Industrie. Doch zuletzt brach der Umsatz der Sparte um fünf Prozent ein, der Gewinn ging um 30 Prozent zurück.
  • Siemens stellt zudem teure Medizintechnik her. Auch hier gibt es Probleme: Krankenhäuser müssen sparen, viele asiatische Konkurrenten bieten diese Technik billiger an.
  • Bei der Infrastruktur setzt Siemens auf Züge, Nahverkehrsbahnen und Signaltechnik. Damit erwirtschaftet das Unternehmen 20 Prozent seines Umsatzes. Peinliche und teure Patzer gab es auch hier: Neue ICE-Züge können noch immer nicht an die Bahn ausgeliefert werden und auch bei den Eurostar-Zügen, die durch den Eurotunnel nach Großbritannien fahren, gibt es Probleme.

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