Süddeutsche Zeitung

Elektromobilität:VW verkündet E-Auto-Offensive

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Von Max Hägler, Frankfurt

Mit einem Programm in zweistelliger Milliardenhöhe will der Volkswagen-Konzern die Elektromobilität vorantreiben. Bei einem Konzernempfang am Vorabend der Frankfurter Automobilschau IAA sagte der Vorstandsvorsitzende Matthias Müller: "Die Transformation in unserer Industrie ist durch nichts aufzuhalten. Wir werden diese Transformation anführen."

Bis spätestens zum Jahr 2030 werde der Konzern sein gesamtes Modellportfolio elektrifizieren, also mit Elektroantrieben ausrüsten. Spätestens zu diesem Stichtag soll es von jedem der rund 300 Konzernmodelle mindestens eine elektrifizierte Variante geben, über alle Marken und Märkte hinweg. Das heißt: Autos, Busse und Lastwagen werden zumindest mit einem Hybridantrieb angeboten, der Verbrennungs- und Elektromotor verbindet, oder gar einem reinen Batterieantrieb.

VW investiert massiv in den Ausbau von Batteriefabriken

"Wir haben verstanden, und wir werden liefern. Das ist keine unverbindliche Absichtserklärung, sondern eine Selbstverpflichtung, an der wir uns ab heute messen lassen", sagte Müller weiter. Bis Ende des kommenden Jahrzehnts will der Zwölf-Marken-Konzern (etwa Audi, VW, Skoda, Scania und MAN) 20 Milliarden Euro in die Entwicklung neuer Elektrowagen und gegebenenfalls auch in den Ausbau des Ladestellennetzes investieren. Da schon im Jahr 2025 drei Millionen Wagen rein mit Batteriestrom fahren könnten, investiert VW - einer der größten Fahrzeughersteller der Welt, zudem massiv in den Ausbau von Batteriefabriken: Im kommenden Jahrzehnt sollen in Nordamerika, Europa und China je eine Batteriefabrik an den Start gehen. Zulieferer sollen sie betreiben, die Ausschreibungen laufen bereits. Dennoch geht der VW-Konzern davon aus, im kommenden Jahrzehnt 50 Milliarden für die Herstellung von E-Auto-Akkus aufwenden zu müssen.

PS alleine sind nicht mehr richtig en Vogue

Mit diesem langfristigen Plan bestimmt Volkswagen das Tempo auf der Automobilmesse, die am Donnerstag von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet werden wird. Gastgeber Matthias Wissmann, Präsident des Autolobbyverbandes VDA, erwartet eine "spannende" und "herausfordernde" Messe. Der Skandal um manipulierte Diesel bestimmt den Takt in den Frankfurter Messehallen und ist sicher auch ein Grund für die zunehmenden Investitionen bei VW, aber auch bei BMW oder Daimler in E-Autos.

Allesamt preisen sie zwar weiterhin große Autos mit Verbrennungsmotoren an, aber PS alleine sind nicht mehr richtig en Vogue. Wissmann etwa redet von Integration: Auto, Fahrrad, Bus, Taxi, Bahn - das alles wolle man koordinieren, sagt er: "In unserem Zukunftsbild steht das Auto nicht gegen andere Verkehrsträger."

Jedenfalls geht es nicht mehr nur um Autos, wenn von den 363 Innovationen die Rede ist, die die 800 000 erwarteten Messebesucher dort sehen können. Das ganze Leben steht auf der IAA in der Diskussion, jedenfalls wenn man die Gästeliste durchsieht. Auch Sheryl Sandberg wird sprechen - eine der Topmanagerinnen des sozialen Netzwerkes Facebook. Immer mehr Computertechnisches, das ist ja der zweite "Trend", der einhergeht mit der Elektromobilität. Oder um mit Müller zu reden: Auch so eine Transformation.

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Quelle:
SZ vom 12.09.2017
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