Süddeutsche Zeitung

Donald Trump:Trumps Mauerbau macht deutsche Firmen nervös

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Von Karl-Heinz Büschemann

Das Bauwerk soll sogar schön werden. Donald Trumps umstrittene Mauer, die Mexiko von den USA trennen soll, wird nach dem Willen der US-Regierung "ästhetisch ansprechend" sein. So steht es in der Ausschreibung ( PDF). Das neun Meter hohe Hindernis muss auch technisch anspruchsvoll sein, denn niemand soll hinüber klettern oder einen Tunnel graben können. An manchen Stellen sollen Fenster Durchsicht gewähren. Klar, dass diese Mauer, für die 2018 im US-Haushalt 2,6 Milliarden Dollar vorgesehen sind und die in zwei Jahren fertig sein soll, ein attraktives Projekt für Baukonzerne ist.

Bisher haben sich 700 Firmen an der Ausschreibung beteiligt. Auch deutsche wollten mitmachen, hieß es. Doch kaum war Marcelino Fernández Verdes, dem Chef des Essener Baukonzerns Hochtief, ein Interesse an Trumps Mauer nachgesagt worden, ließ er dementieren: Er sei falsch zitiert worden, erklärte Hochtief. Eine eilig nachgeschickte Mitteilung stellte klar, das Unternehmen habe "keine Pläne", sich für den Bau zu bewerben.

Bernd Scheifele, Chef des deutschen Zementlieferanten Heidelberg Cement, der auf dem amerikanischen Markt stark vertreten ist, äußert sich weniger eindeutig. Heidelberg sei kein Baukonzern, daher beteilige man sich nicht an der Ausschreibung. Will Heidelberg Cement aber vielleicht als Lieferant mitmachen? "Wir wollen das nicht kommentieren, fertig", sagt eine Sprecherin gereizt.

Trumps Mauerbau löst bei deutschen Firmen Nervosität aus. Sie haben großes Interesse an Milliarden-Aufträgen für Infrastrukturprojekte, die Trump angekündigt hat. Es geht langfristig um eine Billion Dollar. Aber wollen sie an einer Mauer mitbauen? Es ist ein Dilemma. Firmen, die sich am Bau der steinernen Grenze nicht beteiligen wollen, müssen damit rechnen, von anderen Trump-Projekten ausgeschlossen zu werden.

"Deutsche Unternehmen haben bei einem Mauerbau ein Problem", sagt ein Vertreter der Bauwirtschaft. Es gehe nicht nur um Aufträge, sondern auch um das Image der Firmen. "Das Ansehen eines Unternehmens ist ebenfalls ein Wert". Der mexikanische Zement-Konzern Cemex, einer der weltweit größten Baustofflieferanten, lehnt eine Beteiligung ab, obwohl Trumps antimexikanischer Schutzwall Zement und Beton für geschätzt eine Milliarde Dollar braucht.

Der schweizerisch-französische Zementkonzern Lafarge Holcim, der größte Baustoffhersteller der Welt, musste sich dagegen gerade vom französischen Präsidenten François Hollande rüffeln lassen, weil sein Interesse, an Trumps Mauerbau mitzuwirken, offenbar zu groß war. "Es gibt Märkte, auf denen man vorsichtig sein muss, bevor man seine Teilnahme an Ausschreibungen erklärt", meinte Hollande. Der Holcim-Chef hatte erklärt: "Wir sind keine politische Organisation, wir haben keine politische Meinung". Man sei in den USA, um den Kunden zu dienen.

Firmen könnten Trump als Unterlieferanten trotzdem beim Mauerbau helfen, weil sie sich offiziell gar nicht beteiligen. Indirekt dürfte sogar die ganze Branche profitieren. Wenn die Nachfrage nach Beton in den USA den Zementpreis in die Höhe treibt, haben auch Unternehmen etwas davon, die mit dem Bau gar nichts zu tun haben.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2017
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