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Vermögen:So reich wie nie

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Die Pandemie verursacht nach wie vor große Unsicherheit: Die Menschen geben ihr Geld nicht mit vollen Händen aus, gleichzeitig läuft es an der Börse. Die Folge: Das Geldvermögen wächst.

Viele Menschen in Deutschland haben 2021 ihr Vermögen vermehrt. In Summe sind die privaten Haushalte so reich wie nie, hat jetzt die DZ Bank berechnet. Demnach dürfte das Geldvermögen der privaten Haushalte im abgelaufenen Jahr um mehr als sieben Prozent auf den Rekordwert von fast 7,7 Billionen Euro zugelegt haben. Offizielle Zahlen der Deutschen Bundesbank dazu werden im Frühjahr erwartet. Berücksichtigt werden in diesen Auswertungen Bargeld und Bankeinlagen, Wertpapiere wie Aktien und Fonds sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Über die Verteilung der Vermögen machen weder die DZ Bank noch die Bundesbank Angaben.

"Hauptantriebsmotor für den Vermögensaufbau war die zwar leicht gesunkene, im historischen Vergleich aber erneut extrem hohe Ersparnis", erklärte DZ-Bank-Ökonom Michael Stappel. Er rechnet damit, dass die Sparquote 2021 mit über 15 Prozent erneut vergleichsweise hoch war. Je 100 Euro verfügbarem Einkommen hätten die privaten Haushalte damit 15 Euro auf die hohe Kante gelegt. Die Deutschen haben also weiter gespart wie die Weltmeister - auch wenn die Sparquote wieder etwas gesunken ist. Im Krisenjahr 2020 war sie auf den Rekordwert von 16,1 Prozent hochgeschnellt.

Aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit infolge der Pandemie hatten sich damals viele Menschen mit Anschaffungen zurückgehalten, zudem wurden Reisen storniert, vorübergehende Schließungen im Einzelhandel bremsten den Konsum. Erst im Sommer 2021 ließen Lockerungen der Corona-Einschränkungen und die Hoffnung, die Pandemie in den Griff zu bekommen, die private Sparquote wieder spürbar sinken. Im dritten Quartal verringerte sie sich nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes auf 10,7 Prozent und kam damit an das Niveau der Vor-Corona-Zeit heran.

Auch 2022 dürften die Vermögen weiter steigen

"Die Konsumfreude der privaten Haushalte erfuhr jedoch bereits im Herbst erneut eine Eintrübung, als die vierte Corona-Welle mit voller Wucht einsetzte und die neu aufgetauchte Omikron-Variante für Verunsicherung sorgte", beschreibt Stappel in seiner Analyse. Viele Haushalte parken Geld in solchen Zeiten schlicht auf dem Girokonto. Weil so häufig große Summen unverzinst - oder im schlechtesten Fall gar mit Strafzinsen belastet - bei der Bank herumliegen, trauen sich die eher risikoscheu geltenden Sparer in Deutschland zunehmend an den Aktienmarkt.

Daten des Vergleichsportals Verivox zufolge verlangt inzwischen etwa jedes dritte von etwa 1300 ausgewerteten Kreditinstituten Negativzinsen von bestimmten Summen an. "Negativzinsen sind zu einem Massenphänomen geworden und haben längst auch den Durchschnittssparer erreicht", heißt es bei Verivox. Demnach erheben mindestens 423 Banken und Sparkassen von Privatkunden ein sogenanntes Verwahrentgelt auf Tagesgeld-, Giro- oder Verrechnungskonten (Stand: 29. Dezember 2021). Das sind 245 mehr als noch vor einem Jahr.

"Viele stiegen neu ins Wertpapiergeschäft ein - vor allem auch junge Anleger", so die DZ-Bank-Analyse. In der Zeit von September 2019 bis September 2021 zum Beispiel habe die Zahl der Wertpapierdepots in Deutschland um 3,9 Millionen auf 27,1 Millionen zugenommen. Für die Fondsbranche in Deutschland war 2021 nach Angaben des Branchenverbandes BVI voraussichtlich das beste Absatzjahr ihrer Geschichte: Allein bis Ende September flossen demnach 167,9 Milliarden Euro frische Gelder in Fonds.

Kursgewinne an den Börsen mehrten den Wert von Aktien, Fonds und Zertifikaten - und damit in Summe das Geldvermögen der privaten Haushalte. Stappel rechnet damit, dass dies auch im neuen Jahr der Fall sein wird: "Der Geldvermögensanstieg wird 2022 durch eine niedrigere Sparquote zwar etwas schwächer ausfallen als im Vorjahr, doch dafür sollte der Aufschwung die Kursentwicklung an den Börsen unterstützen und erneut zu Wertzuwächsen des privaten Geldvermögens beitragen."

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