Süddeutsche Zeitung

Deutsche Bank: Strategie:Last mit den privaten Kunden

Das jüngste Quartalsergebnis der Deutschen Bank kann sich sehen lassen. Doch diese gute Nachricht bedeutet auch: Nur das volative Investmentbanking läuft gut - krisenfest ist das Institut noch lange nicht.

Harald Freiberger, Frankfurt

Die Deutsche Bank hat alle überrascht, sogar sich selbst. Noch im September, als sie den Postbank-Aktionären ihr Übernahmeangebot unterbreitete, warnte sie davor, dass im dritten Quartal die Gewinne im operativen Geschäft deutlich sinken würden.

Der Juli und der August waren schwach angelaufen, besonders im Investmentgeschäft, das den weitaus größten Teil zu ihren Gewinnen beiträgt. Im September aber kam es zu einem überraschenden Umschwung. Im Währungshandel, also einer Sparte des Investmentbankings, erzielte das Institut hohe Profite. Das führte zu einem weit besseren Quartalsergebnis als erwartet, was die Börse am Mittwoch auch honorierte.

Diese gute Nachricht birgt in ihrem Kern allerdings eine schlechte: Das Quartalsergebnis zeigt erneut, dass Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann noch weit entfernt ist von seinem Ziel, das Institut weniger abhängig vom Investmentbanking zu machen. Wieder war es die stark schwankende Sparte, die über Wohl und Wehe entschied. Dass diesmal das Wohl überwog, war auch Glück. In den nächsten Monaten kann es schon wieder ganz anders aussehen.

Aus eben diesem Grund setzt die Deutsche Bank auf das Geschäft mit Privat- und Firmenkunden und übernimmt die Mehrheit an der Postbank. Es warten gewaltige Integrationsaufgaben auf das größte deutsche Geldhaus.

Die Gewinne in der Sparte gehen zwar nach oben, aber langsam und zäh. Der Privatkundenmarkt in Deutschland bleibt extrem schwierig. Es ist nicht abzusehen, dass er für die Deutsche Bank in den nächsten Jahren zu einem gleichwertigen Standbein neben dem riskanten Investmentbanking werden kann.

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Quelle:
SZ vom 28.10.2010
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