Süddeutsche Zeitung

Finanzbranche:S&P stuft Deutsche Bank herab

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Von Björn Finke, London

Die Serie der schlechten Nachrichten will einfach nicht abreißen: Die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat am Freitagmorgen die Bonitätsnote der Deutschen Bank gesenkt. Das Rating wurde von A- auf BBB+ herabgestuft. Damit liegt die Einstufung zwar weiterhin im Investmentbereich, doch die Bonitätsnote ist nun etwas schlechter als die vieler Konkurrenten, wodurch dem Geldhaus nun höhere Finanzierungskosten drohen.

Nach dem Chefwechsel im April hatte S&P den Konzern zunächst auf die Beobachtungsliste für eine Herabstufung gesetzt. Eine schlechtere Note bedeutet, dass die Agentur ein höheres Risiko für eine Pleite sieht. Das wiederum hat zur Folge, dass Investoren höhere Zinsen verlangen, wenn sie dem Institut Geld leihen oder Anleihen kaufen.

Der neue Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat währenddessen in einem Brief an die Mitarbeiter die finanzielle Stärke des Instituts bekräftigt. Das Niveau des Kredit- und Marktrisikos des größten deutschen Geldhauses sei selten so niedrig gewesen wie derzeit, schreibt er. Der Refinanzierungsplan für das laufende Jahr sei weit fortgeschritten - zu guten Zinsen.

Bereits am Donnerstag war der Aktienkurs des Dax-Konzerns zeitweise um knapp acht Prozent gesunken, nachdem bekannt geworden war, dass die amerikanische Notenbank Fed beunruhigt über die Lage des Geldhauses ist. Die Währungshüter bewerten regelmäßig die Stärke und Qualität des Managements der Banken, die sie überwachen. Die US-Tochtergesellschaften der Deutschen Bank stuft die Fed bereits seit einem Jahr als "in schwierigem Zustand" ein. Das wurde aber erst jetzt durch einen Artikel des Wall Street Journal publik.

Die Kontrolleure beurteilen Finanzinstitute anhand einer Skala von eins bis fünf. Eins steht für die solidesten Banken. Die Betitelung "in schwierigem Zustand" bedeutet, dass das US-Geschäft von Deutschlands größtem Geldhaus die Noten vier oder fünf bekommen hat: eine weitere Baustelle für Christian Sewing, den neuen Chef und Sanierer. Ein Sprecher der Deutschen Bank betonte, es sei nichts Neues, dass amerikanische Aufseher Probleme bei Tochtergesellschaften sehen: "Wir haben bei früherer Gelegenheit bekannt gegeben, dass unsere Regulatoren in einigen Bereichen Schwächen identifiziert haben mit Bezug auf unsere Kontrollen und die Infrastruktur. Wir arbeiten weiterhin entschlossen daran, die festgestellten Schwächen in unserem US-Geschäft zu beseitigen."

Die Frankfurter müssen sich Personalwechsel nun genehmigen lassen

Der Artikel nennt die Gesellschaften DB USA Corp, Deutsche Bank Trust Corporation und Deutsche Bank Trust Company Americas. Letztere sei die wichtigste US-Tochter, sagte der Sprecher. Deren Bilanz sei "sehr robust". Im Übrigen äußere sich der Konzern grundsätzlich nicht zu Gesprächen mit Aufsichtsbehörden.

Die Herabstufung durch die Fed hat zur Folge, dass sich das Institut enger mit den Aufsehern abstimmen muss und für manche Vorhaben eine Genehmigung benötigt. Die Notenbank schränkt also den Handlungsspielraum ein, weil sie von der Qualität des US-Managements, der internen Kontrollen dort oder der Bilanz nicht ausreichend überzeugt ist. Unter anderem braucht die Deutsche Bank nun eine Erlaubnis, wenn wichtige Manager in Amerika eingestellt oder entlassen oder Aufgaben neu verteilt werden sollen.

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Quelle:
SZ vom 01.06.2018
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