Süddeutsche Zeitung

Internationale Ermittlungen:Polizei beschlagnahmt auch Darknet-Seite "Deepdotweb"

Lesezeit: 1 min

Von Max Muth

Die Darknet-Nachrichtenseite "Deepdotweb" ist seit Dienstag nicht mehr erreichbar. Im gewöhnlichen Internet ist die Seite gar nicht mehr aufrufbar, erst wer die Seite über das Tor-Netzwerk ansteuert, erfährt, was passiert ist. Das FBI hat die Seite beschlagnahmt, in einer gemeinsamen Aktion mit der europäischen Polizeibehörde Europol. Nach Angaben der Zeitung Jerusalem Post wurden in Israel zwei Männer festgenommen. Außerdem habe es Festnahmen in Holland, Frankreich, Brasilien und Deutschland gegeben.

Das FBI hat die Webseite im Darknet mit einem Banner ersetzt, auf dem ist auch der Vorwurf gegen die Beteiligten zu lesen: Nach Paragraph 1956 des Strafgesetzbuches der USA macht sich strafbar, wer wissentlich Geld annimmt, das aus illegalen Geschäften stammt. Nach Angaben der Nachrichtenseite Techcrunch hat Deepdotweb mit Links zu Angeboten im Dark-Web Millionen Dollar verdient. Die Seite war für viele Darknet-Nutzer das Tor zu den illegalen Märkten im Netz. Wenn Nutzer über einen Link auf Deepdotweb in einem Onlineshop im Darknet landeten und dort etwa Drogen kauften, gab dieser einen Teil des Gewinns an die Webseite weiter - ganz ähnlich wie es im öffentlichen Teil des Netzes mit Affiliate-Links zu Online-Shops wie Amazon passiert.

Der Vorwurf: Geldwäsche

Auch das BKA war laut Angaben des FBI an der internationalen Aktion beteiligt. Eine Nachfrage dort ergab, das BKA habe nur geringfügigen Anteil an der Aktion gehabt: Teile der Infrastruktur von Deepdotweb hätten sich auf deutschem Boden befunden.

Nach der Beschlagnahmung der Darknet-Märkte "Valhalla" und "Wall Street Market" in der vergangenen Woche ist die Aktion gegen Deepdotweb bereits der dritte Schlag der internationalen Behörden gegen Infrastruktur im Darknet innerhalb von nur wenigen Tagen. In Foren in diesem abgeschirmten, anonymen Teil des Internets ist die Aufregung deshalb groß. Einige Nutzer spekulieren dort, ob möglicherweise die deutschen Verdächtigen im Fall von Wall Street Market mit Deepdotweb zu tun gehabt hätten. Das BKA hat diesen Verdacht allerdings dementiert, die Verhaftungen am vergangenen Freitag hätten mit dieser Aktion des FBI nichts zu tun.

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