Süddeutsche Zeitung

Commerzbank:Privatsache?

Lesezeit: 2 min

Es wird wieder fleißig darüber diskutiert, ob der Bund seine Anteile an der Commerzbank verkaufen soll. Vorstandschef Manfred Knof könnte sich gut damit anfreunden.

Von Meike Schreiber, Berlin

Soll der Bund seine Beteiligung an der Commerzbank behalten oder lieber verkaufen, selbst wenn dies mit einem Milliardenverlust einhergeht? Diese Frage beschäftigt derzeit viele, auch die Finanzpolitiker der möglichen Regierungsparteien. Während die FDP auf einen Verkauf zu drängen scheint, konnte die SPD dem Vernehmen nach durchsetzen, dass eine Privatisierung der Bank ausgeschlossen wird.

Nicht auszuschließen ist allerdings, dass das Thema im Lauf der Legislatur-Periode doch wieder aus der Schublade kommt. Während sich der Staat im Fall der Lufthansa bereits wieder von den Aktien getrennt hat, die er in der Corona-Zeit übernommen hatte, hält Berlin an der Commerzbank noch immer 15,6 Prozent.

Das Verhältnis von Bund und Bank war schon mal besser

Manfred Knof führt die Commerzbank seit Jahresbeginn. Was sagt er zu den Privatisierungs-Ideen? Nun, zumindest mittelfristig würde er eine Privatisierung bevorzugen. "Als private Bank glauben wir, dass es natürlich besser ist, wenn wir später auch unabhängig sind und wenn auch irgendwann mal der Staat sicherlich wieder rausgeht", sagt er auf dem SZ-Wirtschaftsgipfel in Berlin. Das sei aber ein Thema, bei dem es abzuwarten gelte. "Wir haben die komplette Rückendeckung des Aufsichtsrats und auch der Bundesregierung für unser Transformationsprogramm".

Zuletzt allerdings war das Verhältnis zwischen Bund und Bank weniger harmonisch. Als der Aktienkurs vor mehr als zwei Jahren nach einem Zwischenhoch wieder deutlich nachgab, griff der Bund plötzlich ein, ließ eine Unternehmensberatung ein Gutachten verfassen, forderte umfangreiche Informationen und begann in der Folge - absichtlich oder nicht - parallel zum US-Fonds Cerberus mit der schrittweisen Demontage des Managements. Bis Vorstands- und Aufsichtsratschef im Sommer 2020 schließlich hinwarfen. Anfang 2021 traten auch noch vier Aufsichtsratsmitglieder der Kapitalseite zurück, sie sollen zunehmend unzufrieden mit der Rolle des Bundes gewesen sein. Der Großaktionär habe wiederholt wichtige Entscheidungen diktiert, was der Unabhängigkeit des Aufsichtsrats und damit der guten Unternehmensführung entgegenstanden habe, hieß es in Finanzkreisen.

Knof zufolge sei die Beziehung zum Großaktionär aber wieder besser. "Wir arbeiten mit denen täglich und sehr gut zusammen", sagte er. Das Frankfurter Bankhaus befindet sich in einem tiefgreifenden Umbau. Knof will den Finanzkonzern durch eine Restrukturierung, die den Abbau von 10 000 Stellen bis 2024 vorsieht, effizienter machen und wieder stabilere Gewinne erwirtschaften. Unter anderem soll das Filialnetz in Deutschland auf 450 Zweigstellen schrumpfen. Zuletzt waren es noch 790 Filialen. Gerade erst hat sich die Commerzbank mit dem Gesamtbetriebsrat über die Umsetzung des geplanten Stellenabbaus geeinigt. Die Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern seien erfolgreich abgeschlossen worden, hieß es vergangene Woche Freitag. Dabei sei auch beim Aktienkurs binnen eines Jahres Einiges geschafft worden. "Das ist noch lange nicht da, wo wir hinwollen. Aber wir sind auf dem richtigen Weg", sagt Knof.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5466439
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.