Süddeutsche Zeitung

China:Mercedes soll für Kartellverstöße zahlen

Lesezeit: 2 min

Erst Audi und BMW, jetzt Daimler: Chinas Kartellwächter strafen noch einen deutschen Premium-Hersteller ab. Der Konzern soll Preise für Ersatzteile und Reparaturen manipuliert haben - ausgerechnet auf dem wichtigen chinesischen Markt.

  • Ersatzteile, Wartungs- und Reparaturarbeiten bei Mercedes Benz sollen in China künstlich verteuert worden sein.
  • Die chinesischen Behörden gehen derzeit gezielt gegen westliche Premium-Hersteller vor, die bisher gut in dem Land verdient haben.
  • Auch Audi und BMW-Händler müssen zahlen.

Daimler soll Marktmacht ausgenutzt haben

Chinesische Behörden haben die Daimler-Tochter Mercedes-Benz der Preismanipulation für schuldig befunden. Das deutsche Unternehmen habe seine Marktposition ausgenutzt "um die Preise für Ersatzteile sowie Reparatur- und Wartungsarbeiten in nachgelagerten Märkten zu kontrollieren", sagte Zhou Gao, Leiter der Kartellbehörde in der Provinz Jiangsu der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua. Und die Zeitung Jinghua Shibao zitiert Gao mit den Worten: "Der Fall von Daimler ist ein typisches Monopol, das seine beherrschende Position ausnutzt, um im Kundendienst die Preise für Ersatzteile und Wartung zu kontrollieren."

In der Meldung wurde nicht auf eine mögliche Strafe eingegangen. Der Autobauer hat sich noch nicht geäußert. Die Kartellbehörden werfen mehreren ausländischen Fahrzeugbauern vor, zu hohe Preise für Ersatzteile, Service oder die Autos selbst zu verlangen. Betroffen sind auch Audi und Chrysler.

Audi akzeptiert Strafe

Zuletzt hatte die Volkswagen-Tochter Audi im Streit mit den chinesischen Kartellbehörden um angeblich überhöhte Preise klein beigegeben. Das Gemeinschaftsunternehmen mit dem lokalen Autobauer FAW werde eine Strafe akzeptieren, hieß es. Sie beträgt chinesischen Medien zufolge 250 Millionen Yuan (etwa 30 Millionen Euro).

Zuvor waren bereits vier BMW-Händler in der Volksrepublik zu Bußen verurteilt worden. Die Betriebe sollen allesamt selbstständige Unternehmen in der Provinz Hubei sein. Dabei gehe es allerdings nicht um überhöhte Preise für Ersatzteile oder für Autos. Die Händler hätten illegal Gebühren für die Inspektion von Fahrzeugen vor der Auslieferung an Kunden abgesprochen. Über diese vier Fälle hinaus seien BMW aber keine Vorwürfe oder Ermittlungen der chinesischen Kartellbehörden bekannt. Die Nachrichtenagentur Xinhua nannte eine Strafsumme von 1,6 Millionen Yuan (etwa 195.000 Euro).

Razzien trotz Preissenkungen

Die chinesische Kartellbehörde NDRC wirft ausländischen Fahrzeugbauern vor, zu hohe Preise zu verlangen. Westliche Premium-Marken hatten deshalb in den vergangenen Wochen massiv die Preise gesenkt - in der Hoffnung, die Ermittler milde zu stimmen.

Dennoch hatten die Kartellwächter bei Razzien unter anderem die Mercedes-Benz-Vertretung in Shanghai durchsucht und Geldstrafen für Audi und den US-Hersteller Chrysler angekündigt. Bis zu zehn Prozent dessen, was die Konzerne im Jahr in China einnehmen, könnten laut Gesetz fällig werden.

Dominanz deutscher Hersteller

Importfahrzeuge sind in China deutlich teurer als etwa in den USA. Die Autobauer argumentieren, das liege an Zöllen und anderen Abgaben. Für die Pkw-Branche ist die Volksrepublik seit Jahren ein Absatzparadies: Die Verkaufszahlen im größten Pkw-Markt der Welt steigen trotz etwas langsameren Wachstums kräftig. Die zahlungskräftige chinesische Kundschaft legt Wert auf teure Marken und Modelle, gern mit großen Motoren und extravagantem Innenleben. Rund 70 Prozent des Oberklassemarktes entfallen dabei auf die deutschen Autobauer.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2093039
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/Reuters/sry
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.