Süddeutsche Zeitung

Slack:Die Firmenzentrale ist kein Statussymbol mehr

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Das Image des Büros ändert sich gerade fundamental. Der Chef von Slack Deutschland erklärt, wie es künftig aussehen muss - und warum es bei ihm freitags keine Meetings gibt.

Von Helmut Martin-Jung, Berlin

Und dann kam die Pandemie. Nahm mit einem Mal weg, was davor nur in wenigen Unternehmen infrage gestellt worden war: das physische Büro. "Wenn wir früher über Digitalisierung gesprochen haben, dann ging es um das papierlose Büro", sagt Oliver Blüher, Deutschlandchef der Software-Firma Slack, im SZ-Gespräch. "Ich habe noch Cubicles erlebt", erzählt er, durch Stellwände abgetrennte Bereiche in Großräumen. Dann seien Zweier-Büros en vogue gewesen, schließlich wieder anders gestaltete Großräume. "Aber der Fokus", sagt Blüher, "lag immer auf physischen Arbeitswelten, Firmenzentralen waren ja auch ein Statussymbol."

Die Covid-Pandemie hat damit ziemlich radikal aufgeräumt - zum Glück war die Technologie so weit, dass die meisten Firmen, wenn auch manche mit ein paar Anlaufschwierigkeiten, den Sprung ins Digitale gut hingekriegt haben. Doch was viele da machten, war nicht mehr als die ins Digitale übersetzte Kopie der traditionellen Arbeitsweise, findet Blüher. Ihm ist das zu wenig. "Wir müssen weiter denken", sagt er. Nicht alles, was man früher eben so gemacht hat, sei auch gut gewesen. Nicht bloß verschickt Blüher kaum noch E-Mails, er hat auch die internen Abläufe in seiner Firma verändert.

Etwa Meetings. Bei Slack Deutschland gab es ein wöchentliches Treffen, bei dem die Marketing-Leute den Stand der Dinge berichteten. "Da wurden vor allem Infos gepusht", sagt Blüher, zu Interaktionen sei es kaum gekommen. Mittlerweile nehmen die Marketing-Leute ihren Vortrag als Video auf. Alle, die sonst zum Meeting gekommen wären, müssen es sich irgendwann an diesem Tag ansehen und können dann während der Konferenz kommentieren. "Das schafft Flexibilität." Physische Meetings, ist sich Blüher sicher, ergeben nur dann Sinn, wenn es um kreative Prozesse, um Diskussion geht.

Dass Ideen wie die zeitversetzten Meetings gerade in einem Unternehmen wie dem seinen umgesetzt werden, liegt auf der Hand. Schließlich stellt es eine Software her, die dabei unterstützen soll. Slack nimmt für sich in Anspruch, die Schwächen von Kommunikation via E-Mail zu überwinden. Es lässt aber auch Maschinen miteinander Daten austauschen und kann auf diese Weise unterschiedliche Systeme einer Firma wie etwa Vertrieb und Produktion miteinander vernetzen.

Wenn man die Kollegen nur vom Bildschirm kennt

Und wie hält man es bei Slack nun nach dem Ende der Lockdowns und der Beschränkungen mit dem Büro? Zunächst gab es eine Phase, bei der das Büro nahezu voll war, erzählt Blüher. Auch das sei kein Wunder, schließlich hat Slack in dieser Zeit viele neue Mitarbeiter eingestellt, die ihre Kolleginnen und Kollegen bis dato nur vom Bildschirm her kannten. Mittlerweile habe sich das wieder eingependelt.

An Freitagen finden Meetings nur in Ausnahmefällen statt, an diesem intern Focus Friday genannten Tag sollen die Mitarbeiter Gelegenheit haben, das aufzuarbeiten, was sonst - auch wegen vieler Konferenzen - liegenbleibt. "Es geht aber nicht darum, an den restlichen vier Tagen für fünf zu arbeiten und dann am Freitag noch einen draufzusetzen", betont Blüher. Inzwischen werde öfters mal hinterfragt, ob dieses oder jenes Meeting wirklich sein müsse.

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