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Bitcoin:China schränkt das Geschäft mit neuem Kryptogeld ein

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Von Janis Beenen, München

Der Hype um die Cyberwährung Bitcoin hat einen Dämpfer bekommen. Eine Entscheidung der chinesischen Zentralbank ließ den Wert des Online-Geldes um sieben Prozent fallen. War ein Bitcoin vor dem Eingriff der Zentralbank noch etwa 3900 Euro wert, sank dieser auf knapp 3650 Euro. 2008 hatte ein namentlich nicht bekannter Programmierer das digitale Geld entwickelt. Nachdem zuletzt immer mehr Menschen die von keiner Behörde kontrollierte Währung nutzten, stieg ihr Wert stark an, bis auf mehr als 4000 Euro.

Die chinesische Zentralbank hat nun sogenannte Initial Coin Offerings (ICO) verboten. Bei diesem Vorgang schafft ein Unternehmen eine neue Krypto-Währung. Investoren können in der Regel mit Bitcoin in das Geschäft einsteigen. Wie bei Börsengängen sollen die ICOs Firmen helfen, Kapital zu generieren. Die Investoren erhalten allerdings keine Aktien, sondern sogenannte Token.

"Der Markt ist volatil. Das ist nichts Drastisches."

Es geht um viel Geld. In diesem Jahr sollen Geschäfte im Wert von 330 Millionen Euro auf diese Weise in China abgewickelt worden sein, berichtet der Finanzdienst Bloomberg. Damit ist jetzt Schluss. "ICOs sind eine Art illegale öffentliche Kapitalbeschaffung, die in Zusammenhang mit kriminellen Machenschaften wie Betrug und Schneeballsystemen stehen", hieß es in einer Mitteilung der Zentralbank. Nach China könnten auch andere Staaten diesen Markt regulieren, sagt Rainer Böhme. Der Informatikprofessor der Universität Innsbruck beschäftigt sich in seiner Forschung unter anderem mit Digitalwährungen. China sei mit seiner Entscheidung Vorreiter, sagt Böhme.

Bitcoin würde langfristig aber weiterhin an Wert gewinnen, prognostiziert er. "Der Markt ist volatil. Das ist nichts Drastisches", sagt er. Schließlich seien ICOs nicht der einzige Faktor, der die Wertsteigerung von Bitcoin bedingt habe. Wichtig sei beispielsweise die Nachfrage nach Bitcoins generell, auch wenn der Markt sehr undurchsichtig sei. "Zu 100 Prozent kann man das Wachstum nicht erklären", sagt Böhme. Es gebe keine Anzeichen, dass die Nachfrage dauerhaft zurückgehe. Zudem zweifelt er, ob die Volksrepublik ihr Verbot überhaupt umsetzten kann. "China ist schon daran gescheitert, den Handel mit Bitcoin an sich zu unterdrücken", sagt Böhme.

Mit etwas Abstand könnte sich das Verbot durch die chinesische Zentralbank sogar als Glücksfall für alle Besitzer von Bitcoin herausstellen. Schließlich solle das Verbot der Zentralbank die Entwicklung neuer Onlinedevisen einschränken, so Böhme. Das sei für die ohnehin größte Cyberwährung ein Vorteil im Wettbewerb.

Diese Sicht scheint sich auch am Markt durchzusetzen. Nach dem Schock entspannten sich auch viele Bitcoin-Händler. Am Dienstag stieg der Kurs der Kryptowährung wieder, zeitweise um mehr als drei Prozent.

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Quelle:
SZ vom 06.09.2017
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