Süddeutsche Zeitung

Berater von Donald Trump:Plötzlich doch nicht im Weißen Haus

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Bitte ein Selfie! Als Anthony Scaramucci durch die Kongresshallen des Weltwirtschaftsforums in Davos lief, wollte jeder mit dem Investmentmanager reden. Er besucht den Wirtschaftsgipfel der Manager-Elite seit Jahren und schmeißt angeblich eine der besten Partys in Davos. Und doch war diesmal alles anders. Scaramucci war der offizielle Vertreter des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Er sollte einen Top-Job im Weißen Haus bekommen und das Bürgerbüro des Präsidenten leiten. Doch daraus werde nun überraschend nichts, berichtet die Finanzagentur Bloomberg.

Die Gründe dafür stehen in der New York Times, offiziell bestätigt ist bisher nichts. Stabschef Reince Priebus und Trump-Berater Stephen Bannon hätten Scaramucci informiert, dass er nun nicht im Weißen Haus arbeiten werde, schreibt die Zeitung. Zum Problem soll der Verkauf von Scaramuccis Firma geworden sein. In Davos erzählte er auf der Bühne noch stolz von seinem Unternehmen - und dass er sich nun extra davon trennen werde, damit er für Trump arbeiten könne. Der Präsident hat bekanntlich selbst versprochen, sich während seiner Amtszeit aus den Geschäften der Trump-Firmen herauszuhalten.

Doch Scaramucci hat an die Falschen verkauft - an Chinesen. Ihm gehörten 45 Prozent der Firma SkyBridge Capital. Sie verwaltet Milliarden Dollar an Vermögen und vermittelt das Geld ihrer Kunden vor allem an Hedgefonds. Dutzende Millionen soll Scaramucci dafür bekommen haben. In Finanzkreisen wurde die Kaufsumme als üppig bewertet. Zu den Käufern gehört auch die HNA Group. Das ist ein chinesischer Mischkonzern, der beispielsweise mit Flugzeugen, Hotels und Tourismus Geld verdient.

HNA könnte versucht haben, sich über den Deal gut mit der neuen US-Regierung zu stellen, vermutet der China-Kenner Derek Scissors von der Denkfabrik American Enterprise Institute. "HNA sucht nach Einfluss in einer Regierung, die sich offenbar anti-chinesisch positioniert", sagte er der New York Times.

Spekulationen, was hinter der Absage steckt

Die US-Regierung will offenbar die Hintergründe des Verkaufs von Scaramucci an HNA ausführlich prüfen. Das dauere aber, vielleicht bis zu drei Monate, zitiert Bloomberg einen Washingtoner Beamten. So lange will das Weiße Haus aber demzufolge nicht warten, um den Posten im Bürgerbüro zu besetzen. Zur Aufgabe gehört auch eine Mediator-Rolle zwischen verschiedenen US-Behörden, offiziell heißt der Posten Office of Public Liaison and Intergovernmental Affairs.

Es gibt Spekulationen, dass ein politisches Zerwürfnis hinter der Absage stecken könnte. Der China-Deal "scheint mir nicht ein klarer disqualifizierender Faktor zu sein", wird Richard Painter zitiert. Der arbeitete als verantwortlicher Ethik-Anwalt für George W. Bush. Laut den Medienberichten haben Priebus und Bannon Scaramucci vertröstet: Sie würden später eine andere Rolle für ihn in der US-Regierung suchen, heißt es.

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