Süddeutsche Zeitung

Autokonzern:VW macht plötzlich Tempo beim Elektroauto

Lesezeit: 2 min

Wenn es in der Automobilindustrie ein Geschäftsfeld der Zukunft gibt, dann ist es wohl die Elektromobilität. Deutschlands größter Autohersteller Volkswagen hängt dort hinterher. Doch nun soll es nach dem Willen des Konzerns ganz schnell gehen mit dem Verkauf von Elektroautos: "Spätestens 2025 wollen wir Weltmarktführer bei der E-Mobilität sein", sagte VW-Markenchef Herbert Diess am Dienstag bei der Vorstellung der neue Strategie "Transform 2025+".

VW wolle dann eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen. Der Umbau des Konzerns ist auch eine Reaktion auf die enormen Folgen, die der Abgasskandal auf die Finanzen und auch auf das Image des Konzerns hat. "Die Leute vertrauen uns nicht mehr wie früher", sagt Diess. Sein Unternehmen wolle nun keine Zeit mehr verlieren und das Vertrauen der enttäuschten Kunden zurückgewinnen. "Arroganz", verspricht Diess, "gehört der Vergangenheit an".

Es sind Aussagen, die ganz anders klingen als die jüngsten Äußerungen von VW-Chef Matthias Müller. In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung versuchte er sich zuletzt vor allem gegen Kritik zu wehren, statt Fehler einzugestehen. Man könne die Situation in den USA und Deutschland nicht über einen Kamm scheren, sagte Müller. Europäischen Kunden, die im Gegensatz zu Verbrauchern aus den USA keine hohen Entschädigungen bekommen, entstünde kein Nachteil. Dass VW bislang wenig E-Autos verkauft, sei außerdem nicht allein die Schuld des Konzerns. Es mangele schlicht an der Nachfrage.

Mit dem neuen Kurs will VW nun nicht nur Weltmarktführer bei den Elektroautos werden. Bis 2030 will der Konzern die Konkurrenz auch in anderen Bereichen überholt haben. Das Ziel sei es, bis dahin "Weltmarktführer in der Automobilität" zu werden, heißt es bei VW. Das Unternehmen würde seinen Kurs damit erneut ändern. Nach dem rasanten Wachstum der vergangenen Jahre unter dem damaligen Konzernchef Martin Winterkorn hatte VW unter dem Druck der Abgasaffäre angekündigt, sich vom Ziel der Größe zu verabschieden. Der Konzern liefert sich seit langem einen Wettstreit mit dem japanischen Hersteller Toyota. Kurzzeitig hatte VW die Japaner als weltgrößten Autohersteller überholt.

Erst am Freitag hatte VW dann die Streichung von weltweit bis zu 30 000 Stellen angekündigt, allein 23 000 davon in Deutschland. In Niedersachsen, dem Bundesland mit den größten Standorten, könnten in den kommenden vier Jahren allein 17 500 Arbeitsplätze gestrichen werden, kündigte Ministerpräsident Weil am Dienstag an.

VW will damit seine Kosten bis 2020 um insgesamt 3,7 Milliarden Euro pro Jahr senken. Investieren will das Unternehmen zugleich in die Zukunft - vor allem in die Bereiche Elektromobilität, Vernetzung und autonomes Fahren. Dafür sind in den kommenden Jahren Ausgaben von rund 3,5 Milliarden Euro eingeplant. Zudem will VW in diesen Bereichen 9000 zusätzliche Stellen schaffen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3260867
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/Reuters/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.