Süddeutsche Zeitung

Ansiedelung am Prachtboulevard untersagt:Paris verschmäht H&M

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Ärger für das schwedische Textilimperium Hennes & Mauritz: Die Stadtverwaltung der französischen Hauptstadt will die Modekette nicht auf die Champs-Élysées lassen.

Michael Kläsgen

Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz darf nun vorerst doch keine Filiale auf den Champs-Élysées eröffnen. Die Stadt Paris wehrt sich dagegen. Dabei hatte das entscheidende Gremium für die Ansiedlung großer Ketten auf der "schönsten Avenue der Welt", der Eröffnung bereits im vergangenen Juli zugestimmt.

Doch Paris ficht die Entscheidung jetzt vor Gericht an, berichtet die französische Tageszeitung Le Figaro. Die Stadt stört, dass es schon zu viele Bekleidungsgeschäfte auf den Champs-Élysées gibt.

Vor kurzem hatte sie eine Studie bei den Unternehmensberatung Clipperton in Auftrag gegeben. Die Berater zählten 102 Klamottenläden von insgesamt 332 Geschäften auf der selbsternannten Prachtstraße.

Doch nicht etwa Chanel, Dior und Yves Saint Laurent firmierten darunter, sondern weniger luxuriös klingende Namen wie Gap, Zara, Celio, Nike und Adidas. Die Edel-Boutiquen befinden sich längst an anderen, schickeren Orten der Stadt.

Das lakonische Fazit der Studie kulminierte schließlich in der eher rhetorischen Frage: "Können wir riskieren, den Prachtboulevard zu einer Oxford Street zu machen?". Die Londoner Einkaufsstraße werde demnach im Moment mit Billigläden, Ramschketten, Fast-Food-Restaurants und Sportgeschäften überschwemmt. Und die Champs, wie sie viele nennen, ist auch nicht mehr so, wie sie mal war, klagen viele Pariser.

"Symbol für Pariser Lebensart"

Ausländische Billigketten haben auch hier längst Kinos und Cafés verdrängt - nur noch sie können die horrenden Mieten von mehr als 10000 Euro pro Quadratmeter auf der Sonnenseite der Straße zahlen. Zudem schadet wachsende Kriminalität dem Ruf der Flaniermeile zwischen Triumphbogen und Concorde.

Bürgermeister Bertrand Delanoë engagiert sich deshalb nicht erst seit der Veröffentlichung der Studie aktiv dafür, die Champs-Élysées wieder zu einem "Symbol für Pariser Lebensart in der Welt" zu machen. Mit seiner Unterstützung eröffnete vor gut einem Jahr zum Beispiel Louis Vuitton, eine der Edel-Marken des Luxus-Konzerns LVMH, seinen Flagstore auf der Straße.

Und der Stadt gelang es schon einmal, die Ansiedlung einer Billigkette zu verhindern, zwar nicht auf den Champs-Élysées, aber auf dem Boulevard Saint-Germain. Damals ging es um die spanische Modemarke Zara. Wahrscheinlich wird H&M nun das gleiche Schicksal ereilen. Das läge nicht an H&M, wie die Stadt versichert, sondern an dem Umstand, dass es schon zu viele ähnliche Geschäfte auf dem Pariser Prachtboulevard gibt.

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SZ vom 12.01.2008/ckn
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