Süddeutsche Zeitung

Luftfahrt:Airbus strebt schnelles Wachstum an

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Im Jahr 2021 zog die Nachfrage nach neuen Flugzeugen schon wieder deutlich an. Doch ohne mehr Produktionskapazitäten kann Airbus den Kunden kaum schnelle Liefertermine bieten.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Wenn es nach dem Kurs der Airbus-Aktie gehen würde, dann wäre die Krise in der Luftfahrt fast schon vorbei. Anfang 2020, kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie, kostete das Papier bis zu 138 Euro, ein paar Wochen später waren es dann weniger als 50 Euro, denn die Luftfahrt hatte mehr oder weniger den Betrieb eingestellt. Mittlerweile nähert sich die Aktie aber langsam wieder ihrem Bestwert und kratzt an der 120 Euro-Marke.

Der Optimismus mag in Teilen berechtigt sein, doch die Auslieferungen und Bestellungen für das Jahr 2021, die Airbus nun bekanntgegeben hat, sind noch kein Grund zur Euphorie. Airbus lieferte 611 Flugzeuge aus, etwa acht Prozent mehr als im ersten Jahr der Pandemie, und erreichte damit das selbst gesetzte Ziel von 600. Die Zahl der neuen Aufträge lag bei 771 und damit mehr als doppelt so hoch wie 2020 (383). Sie war aber immer noch ein gutes Stück vom Niveau des Jahres 2019 entfernt, als Fluggesellschaften und Leasingunternehmen 1131 Maschinen bei Airbus kauften.

Außerdem gilt zu berücksichtigen, dass die Kunden im Laufe des Jahres 264 Jets wieder abbestellt haben. Das ist ein ungewöhnlich hoher Wert - mehr als doppelt so hoch wie 2020. Er macht die finanziellen Schwierigkeiten deutlich, unter den die Branche weiter leidet und die dafür sorgen, dass Investitionen in neue Flugzeuge oft zurückgestellt werden müssen.

Daher rechtfertigen eher neue Aussagen von Airbus-Chef Guillaume Faury zum Thema Wachstum die positive Stimmung der Anleger. Faury sagte in einer Telefonkonferenz, dass höhere Produktionsraten bei den Standardrumpf-Flugzeugen der A320neo-Familie "sehr wahrscheinlich" seien. Airbus wolle voraussichtlich Mitte des Jahres eine formale Entscheidung dazu treffen. Dies ist vor allem aber erneut ein klarer Hinweis an die arg gebeutelten Lieferanten, sich auf weitere Investitionen in Wachstum einzustellen - und zwar bald.

Airbus hat bereits beschlossen, die Produktion der Kurz- und Mittelstreckenjets von derzeit rund 45 pro Monat bis Mitte 2023 auf 65 zu erhöhen und erwägt, in den Folgejahren auf 75 oder mehr zu gehen. Das wären rund 20 Prozent mehr als der bisherige Höchstwert von gut 60, erreicht Anfang 2020. Mit einem Auftragsbestand von über 7000 Flugzeugen kann Airbus es sich leisten, die Produktion auszuweiten, zumal das Unternehmen Kunden derzeit keine kurz- und mittelfristigen Liefertermine bieten kann. Schmerzhaft zu spüren bekam der Hersteller das in der vergangenen Woche: Die amerikanische Fluglinie Allegiant, bislang ein Airbus-Kunde, kaufte 50 Maschinen bei Boeing, unter anderem, weil dort frühere Liefertermine möglich waren.

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