Süddeutsche Zeitung

Kolumne: Gewusst wie:Worauf es beim Vögelfüttern ankommt

Lesezeit: 2 min

Was fressen Amsel und Kohlmeise am liebsten? Und wann brauchen die Tiere überhaupt zusätzliche Nahrung? Ein paar nützliche Tipps.

Von Dominik Prantl

Bei der Fütterung von Vögeln im Garten geht es ja genau genommen mal wieder nur um die klassischen W-Fragen. Also, warum sollten Wildvögel vom Menschen gefüttert werden, und wenn ja, wie, wo, was, und vor allem: wann?

Einige dieser Fragen lassen sich im Stakkatostil und mit gesundem Menschenverstand beantworten. Das Wo und Wie etwa: In einem kleinen Vogelhaus, wo das Futter vor Durchfeuchtung geschützt und am besten mit Vogelsilo ausgestattet ist, weil in offenen Futterstellen Krankheiten einfacher übertragen werden können. Außerdem: Die Fütterungsstellen nicht in der Nähe von perfekt gereinigten Fensterscheiben oder an unübersichtlichen Stellen in Sprunghöhe von Hauskatzen platzieren. Sonst hat sich's ausgefuttert, zumindest bei so manchem Vogel.

Die Frage nach dem Was wiederum hängt von den persönlichen Vorlieben der Vögel und dem Wunsch der Vogelversorger ab, welche Tiere man in seinem Garten haben möchte. Immerhin reicht das käufliche Nahrungsspektrum mittlerweile vom profanen Meisenknödel bis zur Vogel-Erdnussbutter mit Mehlwürmern. Die Amsel beispielsweise, so eine Art gefiederte Wildsau, frisst laut Naturschutzbund Deutschland (Nabu) Äpfel, Rosinen, Mehlwürmer, Haferflocken und vieles andere. Die heiklere Kohlmeise dagegen konzentriert sich auf Sonnenblumenkerne und gehackte Nüsse. Die Stakkatolösung: Streufutter lockt die verschiedensten Arten; Sonnenblumenkerne und gehackte Nüsse sind unter Wildvögeln so mehrheitsfähig wie Nudeln bei Kindern. Nahrungsreste der Menschen sind alleine wegen des Salzgehalts hingegen nicht geeignet.

Die Vogelfütterung wird vor allem im Winter empfohlen

Die Frage nach dem Wann jedoch ist direkt an das Warum gekoppelt - und nicht nur in Familienkreisen umstritten. Sogar Vogelkundler sind sich uneinig darüber, ob man die Vögel über den Sommer hinweg füttern sollte und inwieweit man damit in ein natürliches Gleichgewicht eingreift. So stellt etwa der Bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in einem Pro und Contra die verschiedenen Argumente für ein Ganzjahresangebot gegenüber. Fürsprechern zufolge ersetzt eine Fütterungsstelle sommers wie winters die verloren gegangene Vielfalt in einer menschengemachten Umwelt.

Gegen Fütterungsstellen spricht, dass Krankheiten im Sommer einfacher übertragen werden, insbesondere viele Jungvögel im Frühjahr Insektennahrung benötigen und das Körner- und Fettfutter nicht aufnehmen oder verdauen können. Zudem sind viele der klassischen Fütterungsvögel als Zivilisationsfolger eher nicht in ihrem Bestand gefährdet. Auch schaffe so ein Vogelhaus keine Abhilfe bei den eigentlichen Problemen für Wildvögel wie der Zerstörung ihres Lebensraums. Gemeinhin wird allerdings - zum Beispiel auf der Webseite des Nabu - eine Vogelfütterung vor allem im Winter schon aus umweltpädagogischer Sicht als "empfehlenswert" bezeichnet. Oder anders: Vögel gucken wollen ist gerade mit Kindern auch ein guter Grund fürs Füttern.

Letztlich heißt das auch: Wer jetzt im November das Vogelhaus rausholt, kann ein paar Monate lang mal nicht so viel falsch machen.

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