Süddeutsche Zeitung

Haben & Sein:Neues für alle Sinne

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Wie sieht brutalistisch-feminine Mode aus, wie riecht ein Parfüm für Wong Kar-Wai und warum unterstreicht ein Bilderrahmen mit Farbverlauf das Motiv besonders gut? Antworten in den Stilnews der Woche.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Max Scharnigg und Silke Wichert

Das Fotolabor WhiteWall ist seit langem eine erste Adresse für alle, die besondere Fotos entwickeln lassen oder künstlerische Fotoprojekte realisieren wollen - besonders mit seinen erstaunlichen Großformaten hat das Unternehmen aus Frechen bei Köln ein Alleinstellungsmerkmal. Jetzt hat WhiteWall mit dem Hamburger Designbüro Besau-Marguerre die neue Bilderrahmen-Serie "Design Edition" vorgestellt, die besonders gut zu moderner Fotografie passen soll: Drei Editionen mit Farbwelten in Gelb, Purpur und Grün haben die Gestalter entworfen, das Besondere dabei: Auf den Leisten der Rahmen ist ein Farbverlauf von Dunkel zu Hell angedeutet, der den gerahmten Bildern so einen sehr dynamischen Effekt verleiht. Der Rahmen soll damit regelrecht zu leben beginnen und die Blicke der Betrachter intensiv auf das Motiv lenken. Durch die sanfte Abstufung der Farben und die matt lackierte Oberfläche sollen die Rahmen für sich aber dennoch neutral wirken. Gebaut werden sie in der hauseigenen Produktionsstätte in Frechen, sie sind nur in Verbindung mit einer Fotoentwicklung bei WhiteWall verfügbar - mit Preisen ab 65 Euro. Ein Konfigurator hilft auf der Homepage beim Finden des richtigen Rahmens und bei der Bildoptimierung.

Zwei Tage auf der Premiere Vision, der weltwichtigsten Stoffmesse in Paris. Drei Hallen, rund 1300 Aussteller, Brummschädel schon nach Tag eins. Als man hinterher den sehr großen Haufen der eingesammelten Visitenkarten betrachtet, geht das Memory-Spiel los: Wer waren jetzt nochmal die mit den Stoffen aus dem 3D-Drucker? Oder die mit der Wahnsinnsseide aus recycelten PET-Flaschen? Oder die mit dem komplett öko-durchzertifizierten Denimstoff, der nebenbei ein ganzes Dorf in Indien ernährt? Dann fällt einem die obige Visitenkarte in die Hand, und es ist kein Zweifel möglich: Das waren die mit dem Rhabarberleder. Deepmello, ein kleiner, feiner Betrieb aus Leipzig, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Leder ohne umweltbelastendes Chrom gerben lässt. Rhabarber nämlich enthält natürliche Gerbstoffe, die ein nicht minder glückliches Ergebnis erzielen und dabei komplett biologisch abbaubar sind. Deepmello beliefert die Mode-, Automobil- und Interiorbranche und unterwirft sich dabei dem Reglement von "IVN-Naturleder", eine der strengsten Richtlinien zur Lederproduktion weltweit. Fazit: Großartige Ideen, um die Textilproduktion nachhaltiger zu machen, sind reichlich vorhanden. Jetzt müssen sie nur noch genutzt werden ( deepmello-leather.com).

Das finnische Interieur-Label Artek hat in diesen Tagen auf der Designmesse in Stockholm einen der seltenen Neuzugänge in seinem Sortiment voller Designklassiker vorgestellt: Das Leuchtensystem Kori (finnisch für "Korb") besteht dabei aus einem zentralen Gestaltungselement, das tatsächlich an einen (Licht)-Korb erinnert. Der Clou an dem puristischen Design: Es kann auch eine ganze Leuchtenfamilie daraus werden. Die schnörkellos pure Basis-Version ist eine Akzentleuchte mit direktem Licht nach unten, in der Version mit einem kleinen Disc-Schirm wird sie zum stimmungsvoll weichen Allroundlicht für kleine Räume und mit dem großen Dune-Schirm zum perfekten Begleiter über dem Esstisch. Auch Versionen als Tisch- und Bodenleuchte und in verschiedenen Farben sind erhältlich, so dass die Kori-Lichtfamilie für nahezu alle Einsatzzwecke im Haus bereitsteht - Architekten lieben diesen Trick! Entworfen wurde das vielseitige Licht in Zusammenarbeit mit dem Stockholmer TAF Studio, erhältlich ist es ab sofort bei Artek-Partnern.

Die Filme des chinesischen Regisseurs Wong Kar-Wai sind bekannt für ihre sehr besondere, erlesene Ästhetik - wie könnte ein Parfum riechen, das so jemand trägt? Ganz sicher nicht banal, und insofern hat die Parfumeurin Sonia Constant die Latte hoch gelegt mit ihrer Auskunft, Kar-Wai sei der Mann, für den sie gerne mal einen Duft kreieren würde. Klingt jedenfalls schön geheimnisvoll, und auf Anspruch verzichtet die Französin auch bei realen Projekten nicht: Sie hat für Burberry, Guerlain oder Balmain entworfen und zwischendurch ihre eigene Marke lanciert. Camélia K heißt ihr neuer Duft, der die blumigen Noten der roten Kamelie mit der Frische von Limetten kombiniert, dazu gibt's noch einen Hauch Vanille. Der Flakon: tiefrot natürlich, passend zum bevorstehenden Valentinstag.

Wenn Serien einen besonders starken, beliebten Charakter haben, kriegt der seinen eigenen Spin-off. Und wenn große Marken einen besonders guten Kreativdirektor haben? Macht der bald sein eigenes Ding. So wie Anna Teurnell mit ihrem Label Teurn Studios. Den Namen der Designerin dürften bislang die wenigsten kennen, ihre Sachen haben die meisten aber wahrscheinlich schon angehabt. Die Schwedin arbeitete viele Jahre für & Other Stories sowie Marimekko und war zuletzt Designdirektorin von Arket. Deshalb kann man sich den Stil des neuen Labels in etwa so vorstellen: Das Beste von Arket, aber deutlich hochwertiger und noch einmal zeitloser. Teurn soll als Teil ihres Nachnamens nämlich nicht nur für ihre Persönlichkeit stehen, sondern, dem Klang nach, auch für "Turn". Ein persönlicher Wendepunkt, Zeitenwende für die Mode, in der für Teurnell oft alles zu schnell und zu wenig nachhaltig passiert. Ihre eigenen Kollektionen erscheinen nun halbjährlich, umfassen viel Leder, architektonische Silhouetten und Basics, die sich bei näherem Hinsehen als gar nicht simpel entpuppen. Die Schwedin selbst nennt ihre Philosophie übrigens "brutalistisch feminin" ( teurnstudios.com).

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