Süddeutsche Zeitung

Jubiläum:La Signora

Lesezeit: 1 min

Vor hundert Jahren wurde Wanda Ferragamo geboren, die Ehefrau des legendären Schuhdesigners Salvatore Ferragamo. Ein neuer Film erzählt die Geschichte des italienischen Mode-Clans.

Von Anne Goebel

Sie war eine der prägenden Figuren, als das "Made in Italy" in den Sechzigerjahren weltweit zur Marke wurde, und noch dazu eine Frau im Männerbusiness Mode: Wanda Ferragamo ist bis heute in Italien eine hochgeachtete Persönlichkeit, obwohl die Ehefrau des Firmengründers Salvatore Ferragamo schon vor Jahren starb und zuletzt auch nicht mehr so präsent war in dem Familienunternehmen. Jetzt, zu ihrem hundertsten Geburtstag am 18.Dezember, ist wieder mehr zu lesen über "La Signora", wie der Guardian 2018 in seinem Nachruf schrieb über die früh verwitwete Partnerin des legendären Schuhdesigners.

Pumps und Sandaletten für die Stars, von Marlene Dietrich und Greta Garbo bis Audrey Hepburn: Ferragamo, der Schuster aus einfachsten Verhältnissen, hatte sich in Hollywood emporgearbeitet. Zurück in Italien, bekam seine junge Frau sechs Kinder, Karriere war wohl eher weniger vorgesehen - aber als ihr Mann 1960 starb, übernahm Wanda die Firma mit Sitz in Florenz.

"Sie war keine klassische mamma, sondern sehr anspruchsvoll. Sehr fordernd. Auch uns gegenüber", erinnert sich Giovanna Gentile, eines der sechs Kinder, die alle - ebenso wie viele der Enkel - im Unternehmen unterkamen, in verschiedenen Funktionen. Ein klassischer italienischer Clan also, von denen es im Modebereich so einige gibt: Die Missonis, die Fendis, die Etros - diese spezielle Art des kreativen Familienverbunds ist ja im Moment hochaktuell durch die "House of Gucci"-Saga im Kino. Und Wanda, von deren verspieltem Vornamen und sanftem Äußeren man sich nicht täuschen lassen sollte, habe Familie und Firma mit eisernem Willen regiert, so Giovanna Gentile. "Wir nannten sie auch the boss".

Die Tochter eines Arztes aus dem süditalienischen Städtchen Bonito erweiterte die Schuhmarke zielstrebig und mit viel Geschäftssinn zu einem florierenden Luxuslabel: für Seidenaccessoires, Prêt-à-porter-Mode und Parfum. Den Ballerina-Klassiker Vara mit Schleife ließ sie 1979 entwickeln, er blieb ein Bestseller - und wurde gerade, sozusagen im modernen Gewand, als Upcycling-Variante vorgestellt mit wiederverwendeten Seidenresten. Und standesgemäß gibt es natürlich auch über diese Großfamilie einen Film: Regisseur Luca Guadagnino drehte "Salvatore: Shoemaker of Dreams", der Streifen wurde auf dem Filmfestival in Venedig vorgestellt. Wegen der Pandemie wurde der Starttermin mehrfach verschoben, 2022 soll er in die Kinos kommen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5489444
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.