Süddeutsche Zeitung

Kurz gesichtet:Sonderbar schön

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Justin Bieber wirbt für Plastik-Pantoffeln, bei Dior werden die Frauen gefeiert, und die politische Linke Italiens kommt auf T-Shirts. Die Stil-News der Woche.

Von Anne Goebel, Tanja Rest, Julia Rothhaas und Silke Wichert

"We should all be Feminists": Dieses Zitat der nigerianischen Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie, auf ein weißes T-Shirt gedruckt, war der erste Look der ersten Show, die Maria Grazia Chiuri im September 2016 für Dior zeigte. Seit diesem Tag schwebt der Slogan wie ein unsichtbares Motto über jeder ihrer Kollektionen: Die Selbstermächtigung von Frauen ist dieser Designerin nicht nur ein ästhetisches Anliegen. Unter dem Titel "Her Dior: Maria Grazia Chiuri's New Voice" ist ein prächtiger Bildband erschienen, der das Werk von 33 Fotografinnen und ihren spezifisch weiblichen Blick feiert - unter ihnen etwa Brigitte Niedermair, Sarah Moon und Bettina Rheims. (zirka 80 Euro, Rizzoli New York)

Wie wichtig Bienen für die Natur sind, dürfte mittlerweile bekannt sein. Aber wie wertvoll ihre Produkte auch für die Haut sein können? Das wissen die Wenigsten - und es geht hier nicht um den Supermarkthonig, den wir in die DIY-Gesichtsmaske rühren. Just Bee Nice ist eine Naturkosmetiklinie, die auf die Heilkraft von Gelée Royale (das kostbare Sekret, mit dem die Königinnen gefüttert werden), Propolis (Bienenharz) und natürlichem Bienengift setzt. Die Gründerin Annette Wanner war schon immer von dem schlauen Volk fasziniert, ihr Mann ist seit einigen Jahren Hobbyimker. Als sie auf alte Apothekerrezepte mit Bienenprodukten stieß, erfüllte sie sich mit ihrer Marke eine, wie sie sagt, "Herzensangelegenheit." Denn bei JBN geht es um doppelte Pflege: Nicht nur sollen Creme, Serum oder Lippenbalsam vor Hautalterung schützen, mit jedem verkauften Produkt wird auch den Bienen geholfen und vor allem der An- und Ausbau von Blühwiesen unterstützt. Produzieren lässt Wanner ausschließlich in Deutschland, in Kooperation mit nachhaltigen Imkereien (Gesichtscreme ab 49,90 Euro, justbeenice.de).

CP Company gehört zu den Pionieren der Streetwear: Die italienische Marke setzte auf lässig funktionelle Kleidung, als der Begriff noch lange nicht erfunden war. Vor fünfzig Jahren gründete der Grafikdesigner Massimo Osti das Label in seiner Heimatstadt Bologna. Ostis Männermode war unkonventionell, sportlich und mit Gespür für visuelle Effekte entworfen, zum Beispiel wurden Ton-in-Ton-Nuancen durch spezielle Färbetechniken erzielt. Die Marke experimentierte mit hauchdünnen Gummibeschichtungen auf Leinen oder Wolle, zu den Klassikern zählen winddichte Jacken für Outdoor-Beschäftigungen, die damals noch als irgendwie draufgängerisch galten: Segeln, Hochgebirgstrekking oder Autorennen fahren, die Goggles Jacke etwa hat eingebaute Augenschutzgläser in der Kapuze. Zum Jubiläum gibt es jetzt eine T-Shirt-Kollektion, die an Massimo Ostis engen Freund erinnert aus den Tagen, als das politisch linke Bologna der Siebzigerjahre eine Hochburg der Studenten und Kreativen war: an Lucio Dalla, Sänger, Liedermacher - und ebenfalls eine italienische Legende (T-Shirt für 90 Euro, 50.cpcompany.com).

Beyoncé & Adidas, Elton John & Gucci oder Billie Eilish & Calvin Klein: Kooperationen zwischen Popstars und Modemarken sind längst nichts Besonderes. Doch dass All-Time-Schnuckel Justin Bieber nun bereits zum zweiten Mal für die optisch fragwürdigen Crocs Werbung macht, überrascht dennoch etwas. Unter "Crocs x Justin Bieber with drew house Classic Clog 2" kann man sich zwar wenig vorstellen - es geht um lavendelfarbene (!) Plastik-Pantoffeln, die mit etwas zu groß geratenen Figürchen zum Anstecken verziert werden und laut Bieber am besten mit Socken getragen werden. Man muss das alles nicht genau verstehen, doch die Nachfrage ist so groß, dass die Bieber-Version aktuell ausverkauft ist. Nicht so schlimm, denn für den einzig nachvollziehbaren Einsatz der Clogs (Gartenarbeit) gibt es jetzt verschiedene Flower-Power-Versionen mit Blüten-Print (49,99 Euro, crocs.de).

Einem ähnlich problematischen Schuh hat sich die britische Designerin Molly Goddard angenommen, die für ihre monumentalen und knallbunten Kreationen bekannt ist: die Ugg-Boots. Also jene unförmigen Fellstiefel, die - Home-Office sei Dank - nun wieder salonfähig geworden sind. Goddard spielt gerne mit Proportionen und Farben, so auch hier: Entstanden sind Uggs mit Plateausohlen, die ein bisschen an Geisha-Sandalen erinnern, und plüschige Slipper in knalligem Pink (ab 330 Euro, ugg.com).

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