Süddeutsche Zeitung

Wintersport:Als wäre nichts gewesen

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Ramona Hofmeister wird Dritte beim Parallel-Slalom in Moskau. Für das deutsche Snowboard-Team ist es der erste Podiumsplatz überhaupt in der russischen Hauptstadt - und das trotz chaotischer Anreise.

Von Anna Dreher

Sie wird sich darüber nicht zu intensiv Gedanken gemacht haben, ändern konnte sie ohnehin nichts an der Situation. Aber ein bisschen dürfte Ramona Hofmeister wahrscheinlich schon gegrübelt haben. Wie wäre dieses Wochenende wohl abgelaufen, wenn das Gepäck nicht auf Odyssee gegangen wäre? Wenn die Snowboards, das Equipment und auch manch persönlicher Koffer nicht erst mit Verspätung in Moskau hätten entgegengenommen werden können? Und wenn also vor dem Parallelslalom in der russischen Hauptstadt wie geplant ein paar Trainingseinheiten möglich gewesen wären?

Die Vorbereitung auf den Weltcup war durch den Reiseverlauf etwas chaotisch geworden. Zwei Tage musste das deutsche Team nach seiner Ankunft am Mittwoch auf Gepäck und Arbeitsgerät warten. Das Ergebnis aber war dann zumindest für Hofmeister überraschend gut. Noch nie zuvor war es den deutschen Snowboardern in Moskau gelungen, aufs Podium zu fahren. Bis nun am Samstagabend die 24-jährige Gesamtweltcupsiegerin vom WSV Bischofswiesen Dritte wurde - und damit ihren vierten Podestplatz in diesem Winter feierte. Als wäre nichts gewesen.

Die anderen deutschen Snowboarder bekommen den Ausfall der Trainingseinheiten deutlicher zu spüren

"Kein Gepäck und Rückenschmerzen: Die Vorbereitung auf das Rennen war nicht wirklich ideal", sagte Hofmeister. "Umso schöner, in Moskau zum ersten Mal auf dem Podium zu stehen. Die Stimmung hier mitten in der Stadt bei Flutlicht und mit Feuerwerk ist was ganz Besonderes." Anders als sonst war die Atmosphäre aufgrund der Pandemie natürlich auch bei diesem Stopp, aber an dem Hang mit Blick auf die Stadt waren sogar einige Zuschauer zugelassen.

Hofmeister musste sich dann einzig im Halbfinale der derzeit Gesamtführenden Sofia Nadirschina aus Russland geschlagen geben, die schließlich hinter der Österreicherin Daniela Ulbing Zweite wurde. Im kleinen Finale setzte sich Hofmeister gegen Patrizia Kummer aus der Schweiz durch. "Die Bedingungen heute waren richtig hart", sagte Trainer Paul Marks. "Es war schwer zu fahren - besonders, wenn man die letzten Tage kaum trainieren konnte."

Die ausgefallenen Trainingseinheiten wirkten sich auf die anderen deutschen Snowboarder deutlich stärker aus. Weltmeisterin Selina Jörg (SC Sonthofen) wurde Neunte, Carolin Langenhorst (WSV Bischofswiesen) fuhr auf Rang 15. Bei den Männern hatte sich der WM-Dritte Stefan Baumeister (SC Aising-Pang) für die Finalläufe qualifiziert, belegte am Ende jedoch nur Platz 14. Den Weltcup gewann der Russe Dmitri Karlagatschewbis. Am Wochenende steht nun ein Parallelslalom und ein Riesenslalom an. Das Gepäck dürfte dieses Mal eher nicht verloren gehen, gefahren wird wieder in Russland.

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