Süddeutsche Zeitung

Wimbledon:Fluchender Zverev weiter

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Einen Tag nach ihrer starken Vorstellung scheidet Jule Niemeier in der zweiten Runde von Wimbledon aus. Auch Tamara Korpatsch lässt zu viele Chancen aus. Besser macht es Alexander Zverev. Andy Murray verliert.

Von Barbara Klimke

Alexander Zverev hat am Freitag sein 79. Grand-Slam-Spiel der Karriere gewonnen, aber das heißt nicht, dass er nicht noch die interessantesten Entdeckungen zwischen den Linien eines Tennisplatzes machen könnte. Im Zweitrundenspiel von Wimbledon hat er festgestellt, dass der Japaner Yosuke Watanuki, 25, ein hervorragender Aufschläger ist. Er kannte Watanuki, seinen Gegner an jenem Tag, zugegebenermaßen "nicht so gut", und offenbar hatte ihm auch niemand beim Frühstück ein Notizblatt vorgelegt. Dass Watanuki, 1,80 Meter groß, über Katapultschläge verfügt, sagte Zverev, "das fällt einem dann erst ein, wenn man auf dem Platz steht und der vier Asse an der Nase vorbei serviert hat, mit 320 Stundenkilometern".

Zverev hat das Match in vier Sätzen für sich entschieden, 6:4, 5:7, 6:2, 6:2. Aber wer sich wunderte, warum er zwischendrin die Contenance verlor, erregt mit dem Schiedsrichter und seinem Trainer- und Betreuerstab diskutierte, findet hier einen möglichen Grund: "Ich hatte ein bisschen einen Hals auf meine Box." Watanuki schlug 17 Asse gegen Zverev, im Match davor übrigens 22.

Der nächste Gegner des deutschen Olympiasiegers ist an diesem Samstag nun der Italiener Matteo Berrettini, ein alter Bekannter von Zverev Junior und Zverev Senior, dem Vater und Cheftrainer. Der 27-jährige Römer Berrettini, derzeit Nummer 38 der Welt, stand 2021 im Finale von Wimbledon, das er gegen Novak Djokovic verlor. Im All England Club hat er in der zweiten Runde den hochveranlagten Australier Alex De Minaur abserviert, 6:3, 6:4, 6:4, und Zverev muss nicht nachschlagen, um zu wissen, "dass Berrettini einer der besten Rasenspieler der Welt ist". Die Eindrücke sind noch frisch, sie haben sich in den vergangenen Tagen im Training duelliert.

Zverev ist nun der letzte im Turnier verbliebene Einzelspieler des Deutschen Tennis-Bundes. Jule Niemeier verlor am Freitag überraschend in der zweiten Runde gegen die Ungarin Dalma Galfi, und sie musste keine Matchstatistik bemühen, um zu erahnen, dass 56 Fehler zu viel waren für eine Partie. "Das war ein sehr, sehr schlechtes Match von mir." Sie hatte vergangenes Jahr bei ihrem Debüt auf den Rasencourts die Fachwelt erstaunt: Damals war sie Viertelfinalistin des Grand-Slam-Wettbewerbs. In diesem Jahr lässt sie das Publikum nach einem Aus in drei Sätzen, 6:4, 6:7 (5), 1:6 etwas ratlos zurück.

Kurz darauf war auch für Tamara Korpatsch, 28, Nummer 122 der Welt, nach einer 5:7, 5:7-Niederlage gegen die Serbin Natalija Stevanovic Schluss. Anschließend verlor Maximilian Marterer, ebenfalls Qualifikant, gegen den Rasenexperten Alexander Bublik aus Kasachstan 4:6, 1:6, 6:7 (4).

Den emotionalsten Moment der ersten Turnierwoche aber erlebten die Zuschauer auf dem Center Court, die am Freitagabend dort Andy Murray, 36, verlieren sahen. Zehn Jahre nach seinem ersten Wimbledonsieg musste er sich in einem Match, das sich über zwei Tage zog, dem zwölf Jahre jüngeren Griechen Stefanos Tsitsipas geschlagen geben - nach 4:40 Stunden und fünf hochklassigen, dramatischen Sätzen, in denen keiner der beiden zwei Stunden lang dem Rivalen ein Aufschlagbreak gestattet hatte, 6:7 (3), 7:6 (2), 6:4, 6:7 (3), 4:6.

Nach dem Match ließ Murray offen, ob er im kommenden Jahr wieder in Wimbledon spielen wird. "Ich weiß es nicht", sagte der zweimalige Wimbledon- und Olympiasieger, "frühe Niederlagen in Matches wie diesen helfen bestimmt nicht". Im Moment plane er "nicht, aufzuhören", es werde aber eine Zeit dauern, um über die Niederlage hinwegzukommen. Andy Murray hat übrigens 199 Grand-Slam-Matches in seiner Karriere gewonnen.

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