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Vergabe von Sportveranstaltungen:Biete Ryder Cup - wer legt noch was drauf?

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Sportveranstaltungen wie nun auch der Ryder Cup werden meistbietend versteigert. Das ist bekannt. Wozu also die Mühe, das zu kaschieren?

Kommentar von Claudio Catuogno

Es spricht im Grunde nichts dagegen, Sportveranstaltungen meistbietend zu verkaufen. Biete Fußball-WM - wer zahlt was? Biete Ryder Cup - zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten. Nach allem, was man über den Fußball-Weltverband weiß, ist das dort zuletzt ohnehin etwa auf diese Weise gehandhabt worden - bloß dass der Profit nicht in die Fifa-Kassen floss, sondern in die Privatschatullen diverser Wahlmänner.

Verglichen damit ist es geradezu ehrenhaft, wie Keith Pelley, der neue Chef des Ryder-Cup-Inhabers European Tour, in den letzten Wochen versucht hat, die Bewerber um das weltweit beachtete Golf-Duell gegeneinander auszuspielen. Wer legt noch was drauf? Wer erhöht sein Limit? Der Mann will sein Produkt, das ja nur alle vier Jahre auf dem europäischen Kontinent stattfindet, halt nicht unter Wert verkaufen.

Und Sport-Großereignisse haben ja einen Wert für denjenigen, der sie ausrichtet. Deshalb wird so um sie gerungen. Hamburg wollte Olympia 2024 auch deshalb, weil man sich davon eine Dynamik für die Stadtentwicklung erhoffte (die Hamburger Bürger wollten diese Dynamik lieber nicht). Der Ryder Cup 2022 in Deutschland sollte eine Sportart, die ihren elitären Ruf nie losgeworden ist und deren Mitgliedszahlen rückläufig sind, in die Mitte der Gesellschaft tragen. Golfland Deutschland, das war der Traum; die deutschen Golfspieler sollten ihn sogar mit einem Obolus auf den Jahresbeitrag mitfinanzieren. Und welchen Wert so ein Heimturnier für den Autobauer BMW gehabt hätte, der immerhin Hauptsponsor der European Tour ist, liegt auf der Hand.

Doch nun hat Rom mehr geboten. Vor allem in finanzieller Hinsicht, aber auch darüber hinaus. Die Aussicht, mit Blick auf die Dächer der ewigen Stadt abzuschlagen, fließt sicher mit ein in die Rechnung. Die Deutschen hatten ihren Kurort am Scharmützelsee hingegen eher vergeblich unter dem Label "Berlin" angepriesen. Dass die European Tour nach Rom geht, obwohl ihr Haupt- finanzier von München aus für Bad Saarow trommelte, sagt einiges aus - auch über die deutsche Bewerbung.

Das wichtigste Kriterium? Die Zahl auf dem Scheck

Die Frage ist nur: Wenn so ein Vergabeprozess reines Geschacher ist - warum tut man dann so, als gebe es ein transparentes Verfahren? Warum lässt man die Kandidaten Bewerbungsbücher einreichen, die dicker sind als die Bibel - wenn es am Ende doch nur auf die Zahl auf dem Scheck ankommt? Weil man so als Verband den Eindruck erweckt, als gehe es auch um gesellschaftliche Verankerung. Als gehe es um den Sport als Wert an sich.

Das ist die Masche, mit der man der öffentlichen Hand das Geld aus der Kasse leiert - auch in Deutschland musste ja der Bund schon vorab eine umfassende Steuerbefreiung garantieren. Das Gerede vom gesellschaftlichen Wert des Sports erhöht auf diesem Basar lediglich noch einmal den Profit.

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Quelle:
SZ vom 15.12.2015
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