Süddeutsche Zeitung

Basketball in der NBA:Das Einsatzkommando der Celtics ist bereit

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Eine kleine Meisterschaft hat Daniel Theis schon sicher, aber jetzt kann er noch Größeres schaffen: Als erst dritter Deutscher bestreitet er ein Finale im US-Profibasketball - sein Team bringt eine besondere Motivation mit.

Von Jonas Beckenkamp

Zum Abschluss dieses Thrillers, der alle Beteiligten massiv beansprucht hatte, hielt Daniel Theis in der Kabine eine funkelnde Trophäe in den Händen. Dabei ist der deutsche Basketballer der Boston Celtics noch nicht NBA-Champion, den Pokal gab es für den Titel des besten Klubs im Osten der Liga. Eine kleine Meisterschaft also, und auch wenn Theis, 30, diesmal nur als Ersatzmann auf der Bank mitfieberte, freute er sich wie einer, der mittendrin ist.

"Was für ein Team", kommentierte der Centerspieler sein Bild auf Twitter, "und jetzt ab ins Finale." Für deutsche Beobachter sind die Regularien der US-Profiliga manchmal nicht leicht verständlich, deshalb noch einmal: Nach dem Halbfinalsieg in Spiel sieben gegen Miami (100:96) hat es Theis tatsächlich ins Endspiel der NBA geschafft. Dort geht es für sein Team erstmals seit 2010 wieder um das ganze große Ding - von Freitagnacht an ist der Gegner in einer erneuten "Best-of-Seven"-Serie nun Golden State, die Mannschaft um die Wurfkünstler Steph Curry und Klay Thompson.

Daniel Theis trifft mit Boston nun auf Golden State mit Steph Curry

Dass es die Boston Celtics nach einem überaus holprigen Saisonstart so weit gebracht haben, liegt vor allem am Zusammenhalt und der Widerspenstigkeit dieses Teams: Es mag kein rasendes Spektakel wie die Warriors zustande bringen, aber es ist ein Einsatzkommando, das versteht, wie man Jobs erledigt. Ihre Qualitäten bewiesen die Celtics auch im Entscheidungsspiel in Miami, als sie mit allen Kräften über die gesamte Spielzeit ihre Führung verteidigten.

"Die Jungs dürfen kurz feiern, müssen aber auch schnell nach vorne schauen. Es wäre alles umsonst, wenn wir im Finale scheiterten", fasste Coach Ime Udoka die Gemütslage zusammen. Sein Realismus ist einer der Trümpfe im Celtics-Lager, wo in kürzester Zeit ein Rudel energischer Basketballer zusammengewachsen ist. Udoka, der 2014 bereits als Assistenztrainer in San Antonio Meister wurde, erreichte nun gleich in seiner ersten Saison als Cheftrainer die Finals.

Neben dem Trainer tummeln sich in Boston reihenweise andere interessante Figuren. Aus hiesiger Sicht natürlich der in Salzgitter geborene Theis, der in den kommenden zwei Wochen als dritter Deutscher eine Endspielserie auf größtmöglicher Bühne bestreiten darf. Seine Vorgänger: Detlef Schrempf (er unterlag 1996 mit den Seattle Supersonics Michael Jordans Bulls) und Dirk Nowitzki (2006 und 2011 mit den Dallas Mavericks).

Anders als Nowitzki ist Theis allerdings kein Alleskönner, der seinen Klub alleine prägt. Er erledigt in oft überschaubarer Spielzeit verlässlich seine Aufgaben, verteidigt wie ein Türsteher und werkelt unter den Körben fürs Team. Anführer der Celtics ist Jayson Tatum, ein 24-jähriger Flügelspieler, der auch in Spiel Nummer sieben gegen Miami Heat wieder mit 26 Punkten, zehn Rebounds und sechs Assists glänzte. Weil er von allen Beteiligten der konstanteste Allrounder der Serie war, wurde er zum wertvollsten Akteur des Ostfinales gewählt.

"Es war das bislang größte Spiel der Saison und meiner Karriere", sagte Tatum, der mit den Celtics in den vergangenen Jahren mehrmals knapp in den Playoffs gescheitert war. So sind auch die Enttäuschungen der Vergangenheit eine Triebfeder der Celtics - und sie haben noch einen weiteren Ansporn: Mit einem Titelgewinn könnte das Team wieder alleiniger Rekordtitelträger der NBA werden. Aktuell liegen die Boston Celtics mit 17 Meisterpokalen gleichauf mit den Los Angeles Lakers. Sollte es erneut klappen, dürfte auch Daniel Theis wieder einen Pott in den Händen halten.

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