Süddeutsche Zeitung

EM 2021:Ganz schön schräge Vögel

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Eine Taube auf dem Rasen der Münchner Arena bewegt die Welt. Kenner wissen: Vögel haben im Fußball eine lange Tradition.

Glosse von Christof Kneer und Philipp Selldorf

Die Taube, die während des EM-Spiels zwischen Deutschland und Portugal den Rasen inspizierte, bewegt die Welt. Im Internet wurde gemutmaßt, sie sei im Auftrag von Greenpeace im Münchner Stadion gelandet - als Friedenstaube nach der missglückten Mission des Drachenfliegers beim Frankreich-Spiel. Hunderte Menschen tauschten in sozialen Medien ihre Betrachtungen zu dem Tier aus, als ob ein Naturwunder geschehen wäre.

Dabei ist die Gattung der Vögel im Fußball so leibhaftig und ständig vertreten wie keine andere: "Attila" der Adler steht als Wappentier der Frankfurter Eintracht bei, der SSV Ulm 1846 heißt im wahren Leben "Ulmer Spatzen", während Newcastle United in England als "die Elstern" firmiert, was den Medien preiswerte Metaphern liefert ("... diebische Elstern klauen die Punkte"). Ferner gibt es Thorsten Fink, René Adler und André Hahn sowie beim FC Bayern den Masseur Christian Huhn, der unter dem Rufnamen "Chicken" praktiziert. Und schräge Vögel findet man in der Branche sowieso mehr als genug. Am Trainingsplatz schauen die Kiebitze zu, und manchmal möchten sie nach Löw-Spielen einen zwitschern.

Andy Möller wäre ohne die Schwalben, die ihn durch den Strafraum leiteten, nur ein Fußballer unter vielen gewesen. Und sowieso gäbe es keinen Fußball ohne den Pfiff des Schiedsrichters, der fast so melodisch tönt wie das Düdillio des Pirols. Der Kuckuck hingegen wird in vielen Vereinen gefürchtet, beim FC Schalke 04 gehörte er immer wieder zum Büro-Inventar (auf dem er klebte).

Die Taube war am Samstag auch keineswegs der einzige Vogel im Stadion: Nach dem Spiel wurde Robin Gosens als "Star" des Spiels prämiert.

Und das ZDF sendet weiter vom Lerchenberg.

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