Süddeutsche Zeitung

Steueraffäre von Lionel Messi:Ist der Ruf erst ruiniert

Lesezeit: 1 min

Er hat fünf Millionen Euro gezahlt und hofft, sich nun wieder auf den Fußball konzentrieren zu können: Die Messi-Fraktion versucht, die Steueraffäre rasch abzuwickeln, damit der Ruf des Argentiniers keinen Schaden nimmt. Denn ein potenzieller Ersatz-Held aus Brasilien ist bereits verpflichtet worden.

Ein Kommentar von Johannes Aumüller

Wir bezahlen fünf Millionen Euro, und dann kann sich Lionel wieder ganz auf den Fußball konzentrieren. Ungefähr so lässt sich die Strategie des Hauses Messi in einer höchst delikaten Angelegenheit zusammenfassen.

Seit Juni ermittelt die spanische Justiz gegen den Weltfußballer vom FC Barcelona und dessen Vater Jorge wegen des Verdachts auf Steuerbetrug; über Scheinfirmen sollen sie dem Fiskus zwischen 2007 und 2009 Einnahmen aus Werberechten vorenthalten haben. Im schlimmsten Fall droht eine Gefängnisstrafe von bis zu sechs Jahren. Nun bestätigte das zuständige Gericht in Barcelona, dass Messi senior fünf Millionen Euro - also ungefähr die mutmaßlich hinterzogene Summe - hinterlegt habe. Damit ist die Sache formal zwar nicht beendet, aber der Weg zu einer einvernehmlichen Lösung näher.

Die Messi-Fraktion versucht, die Causa möglichst rasch und geräuscharm abzuwickeln. Denn sie weiß, dass im Zweifel der Ruf der Marke Messi bedroht ist. Noch jubeln die Aficionados in den Stadien dem Argentinier zwar zu. Aber zugleich freut sich Spaniens Bevölkerung über das allgemein etwas rigidere Vorgehen der Behörden gegen Prominente - was angesichts der Wirtschaftskrise, der hohen (Jugend-)Arbeitslosigkeit und der steigenden Steuerlast für die Mittelschicht verständlich ist. Und einen neuen Helden haben Fußballfans notfalls schnell gefunden; in Barcelona bietet sich der soeben aus Brasilien verpflichtete Neymar geradezu an.

Zwar hatten Messis Aussagen zuletzt den Tenor, er habe von solchen finanziellen Dingen doch gar keine Ahnung und spiele doch nur Fußball. Aber eine Trennung seiner Persönlichkeit in den toreschießenden Angreifer und den steuerbetrugsverdächtigen Bürger ist schwierig. Zudem werden sich die Welt des Fußballs und die Welt des Fiskus bald sehr nahe kommen.

Am 18. September startet Messi mit Barça in die Champions-League-Saison, für den 17. September hat die Ermittlungsrichterin Messi zu einer Vernehmung geladen. Aus dem Gericht direkt zum Dribbling ins Camp Nou - keine attraktive Vorstellung.

Womöglich kommt der Argentinier nach der Hinterlegung der fünf Millionen Euro um diesen Termin herum. Und was ist diese Summe schon im Vergleich zur Gefahr für seinen Status? Oder zu den zirka 20 Millionen Euro, die Lionel Messi dem Vernehmen nach jährlich allein aus der Werbung kassiert?

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1763733
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 6.9.2013
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.