Süddeutsche Zeitung

SSV Jahn Regensburg:Der nächste Matchball in Sandhausen

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Der Jahn verliert auch im Nachholspiel in Kiel und muss weiter um den Verbleib in der zweiten Fußball-Bundesliga bangen.

Von Johannes Kirchmeier

800 Kilometer liegen zwischen dem Kieler Holstein-Stadion und Regensburg. Es ist selbstredend die längste Auswärts-Busfahrt für die Spieler vom SSV Jahn Regensburg in dieser zweiten Fußball-Bundesliga - und kurioserweise mussten sie die Reise in dieser Woche schon zum zweiten Mal in dieser Saison erfolglos hinter sich bringen. Beim ersten Mal Anfang April war das Spiel am Abend vor der Austragung wegen eines positiven Corona-Tests bei Holstein Kiel abgesagt worden, an Christi Himmelfahrt konnte die Partie nun nachgeholt werden. Mit klarer Ausgangslage für die Oberpfälzer: Siegen sie, sichern sie sich vorzeitig den Klassenverbleib - und vermeiden mögliche Endspiele an den kommenden beiden Wochenenden.

Der Plan klang simpel, ging aber dann nicht auf beim 2:3 (1:1) am Donnerstag. So verpasste es der Jahn auch, der SpVgg Greuther Fürth Schützenhilfe zu geben. Kiel liegt nun zwei Partien vor dem Spielzeitende bereits vier Punkte vor Fürth auf Tabellenrang zwei. Der Jahn muss als 14. und nach der fünften Partie ohne Sieg weiter um den Ligaverbleib bangen - und tritt am Sonntag in einem ersten Endspiel beim Tabellen-15. SV Sandhausen an. "Die Leistung war schwer in Ordnung", sagte der Jahn-Trainer Mersad Selimbegovic. "Ich bin sehr enttäuscht, dass wir uns nicht für das Spiel belohnt haben."

Vier Tage nach dem 1:5 beim VfL Bochum traute Selimbegovic fast allen Spielern der Startelf zu, die Wiedergutmachung weiter nördlich zu schaffen. Lediglich der Kapitän Benedikt Gimber (für Christoph Moritz), Jann George (für Albion Vrenezi) und Oliver Hein für den gesperrten Benedikt Saller kehrten in die Startelf zurück. Tatsächlich hielten die Oberpfälzer von Beginn an sehr gut mit, hatten überraschenderweise fast genau so viel Ballbesitz wie der Aufstiegskandidat, der wegen seiner Nachholpartien aber bislang auch im Drei-Tages-Rhythmus im Mai antrat.

"Jetzt stehen wir wieder ohne Punkte da nach einem ordentlichen Spiel", knurrt Selimbegovic

Der Rechtsverteidiger Hein rückte am Donnerstag gleich in den Mittelpunkt. Seine Flanke stoppte Fabian Reese im Strafraum bei einer Grätsche mit dem Oberarm. Schiedsrichter Lasse Koslowski hatte erst auf Eckball entschieden, doch nach einem Eingriff des Videoassistenten Florian Lechner gab er Elfmeter (13. Minute). Den verwandelte der Däne Andreas Albers gegen den gebürtigen Oberaudorfer Thomas Dähne mittig und mit viel Glück, weil der Torhüter am Ball war, zum 1:0 (16.). Doch wie in der Sonne von Bochum hielt die Führung auch im Regen von Kiel nicht lange: Der erfahrenste Angreifer auf dem Feld, Fin Bartels, traf zum Ausgleich - ebenfalls mit etwas Glück, weil ihm Jahns Linksverteidiger Jan-Niklas Beste den Ball fünf Meter vor dem Tor vorlegte (20.). Ansonsten war es eine Spielhälfte ohne Torgefahr auf beiden Seiten - was die Regensburger positiv verbuchen konnten.

Der ehemalige Sechziger Simon Lorenz erzielt für Kiel per Kopf das 2:2

"Wir wollten unbedingt auf dem Gaspedal bleiben, haben es geschafft, mehr Druck zu machen", sagte Selimbegovic zur zweiten Halbzeit. Und lange durfte er sich bestätigt fühlen. Seine Mannschaft bestimmte die Partie, rückte gegen unstrukturierte Kieler immer weiter vor. Durch eine Kombination der beiden Spieler mit den feinsten Füßen im Team ging sie dann auch erneut in Führung: Jann George flankte den Freistoß von rechts in den Strafraum, Albion Vrenezi leitete den Ball weiter ins kurze Eck (75.). "Dann musst du das einfach zu Ende spielen", fand Selimbegovic. Seine Mannschaft wähnte sich als Sieger, doch bereits nach der nächsten Standardsituation erzielte der ehemalige Sechziger Simon Lorenz für Kiel per Kopf das 2:2 (79.). Alexander Mühling sorgte vier Minuten darauf nach einer zu kurzen Faustabwehr des Jahn-Torwarts Alexander Meyer gar für das schmeichelhafte 3:2 für die Gastgeber. "Jetzt stehen wir wieder ohne Punkte da nach einem ordentlichen Spiel", knurrte Selimbegovic enttäuscht.

So beträgt der Vorsprung seines Teams auch nach der 800-Kilometer-Heimreise an diesem Freitag weiter vier Punkte auf den Relegationsplatz, den Eintracht Braunschweig belegt. "Wir haben noch zwei Spiele, noch zwei Matchbälle", sagte Selimbegovic. Das Bangen um ihre fünfte Zweitliga-Saison in Serie sollen seine Regensburger am besten schon am Sonntag (15.30 Uhr) in Sandhausen beenden - ein Remis würde dafür ziemlich sicher reichen.

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