Süddeutsche Zeitung

Sporting Lissabon:"Na-na-na-na-na-na-na-na, Bas Dost!"

Lesezeit: 2 min

Von Carsten Scheele

Als Bas Dost beim VfL Wolfsburg spielte, hatte er eine famose Phase. Es war die Saison 2014/15, der VfL wurde Zweiter in der Meisterschaft und gewann den DFB-Pokal. Dost hatte einen sogenannten Lauf, traf 16 Mal in 21 Spielen; gegen Leverkusen schoss er sogar vier der fünf Wolfsburger Tore. Irgendwann wussten seine Mitspieler, dass es genügte, den Ball in den Strafraum zu heben - der lange Lulatsch aus Deventer würde dastehen und vollenden.

Dann musste der Niederländer den Verein verlassen. Er hatte eine schlechtere Phase, wurde als zu hüftsteif befunden, als zu egoistisch, als häufig viel zu schlecht gelaunt. Außerdem kam Mario Gomez, der mehr Glamour versprach, dem die Rolle als Chefstürmer versprochen wurde. Dass Wolfsburg gegen den Abstieg kämpft, seit Dost nicht mehr da ist, dürfte eine Genugtuung für ihn sein.

Der Stürmer Bas Dost war immer einer, der gut spielte, wenn es ihm bei seinem Verein gut ging. In den Niederlanden bei Heerenveen hat er einmal 32 Saisontore erzielt, bevor er nach Wolfsburg ging. Als er dort das Vertrauen spürte, produzierte eine fast ebenso gute Quote. Nun hat Dost, 27, wieder einen Verein gefunden, bei dem ihm das Fußballspielen Spaß bereitet. Er kickt seit Sommer 2016 in der Sonne, bei Sporting Lissabon in Portugal - und hat es europaweit immerhin zum Herausforderer von Lionel Messi gebracht.

Messi 33, Dost 31, Lewandowski 28

Zumindest, wenn es um den Goldenen Schuh geht, den Europas bester Torschütze am Saisonende erhält. Messi vom FC Barcelona hat diesen dreimal gewonnen, er steht in der spanischen Liga aktuell bei 33 Saisontoren, Robert Lewandowski in der Bundesliga bei 28. Aber Dost hat, wenn auch in der unbedeutenderen portugiesischen Liga, schon 31 Mal getroffen. Am vergangenen Wochenende gegen Braga gelangen ihm alle drei Tore für Sporting. "Goleador" wird er genannt, die Fans haben ihm sogar ein Lied gewidmet, nach jedem Dost-Tor wird die Hardrock-Hymne "Thunderstruck" von AC/DC eingespielt, die Anhänger singen im Refrain: "Na-na-na-na-na-na-na-na, Bas Dost!"

Seiner Heimatzeitung Dagblad van het Noor hat Dost erzählt, wie sehr ihn das ehrt. Er habe "keine Ahnung, wie das entstanden ist", aber es sei "fantastisch, dass die Leute meinen Namen so skandieren", sagte Dost. Auf Youtube gibt es ein Video, in dem Dost selbst die neue Version des AC/DC-Klassikers singt - nur zwei Oktaven tiefer.

Das System ist auf Dost zugeschnitten

Der Niederländer mag das Leben in Portugal - und den Fußball, den Sporting spielt. Das System ist auf einen Strafraum-Knipser zugeschnitten. Dost muss sich mit seinen 1,96 Metern keine Bälle organisieren, wie in Wolfsburg, wo er manchmal auf die Flügel ausweichen musste, sondern bekommt sie von kleinen Wirblern wie Gelson Martins oder den Ruíz-Brüdern in den Strafraum kredenzt. Trainer Jorge Jesus hat auch nie durchblicken lassen, dass er auf einen anderen Stürmer setzen könnte als auf den Zehn-Millionen-Euro-Einkauf. "Mit dieser Mannschaft ist es möglich, als Stürmer vier oder fünf Tore pro Spiel zu schießen", adelt Dost seine Mitspieler.

Und die Voraussetzungen sind gut, dass Dost bis Saisonende weitere Treffer folgen lässt. Sporting hat noch drei Spiele zu absolvieren, es geht am Sonntag gegen Belenenses (Tabellenplatz 13), danach gegen Feirense (8.) und Chaves (10.). Gegen drei Teams aus dem Tabellenmittelfeld mit durchlässigen Defensivverbünden - wie gemacht für Dost. Wird es am Ende eine Entscheidung, wer eine Fußspitze vorne liegt, hätte der Niederländer ohnehin einen Vorteil: Messis Schuhgröße ist 42. Dost trägt 47 bis 48.

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