Süddeutsche Zeitung

Sport kompakt:Löw verzichtet auf Wiese und Frings

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Der Bundestrainer setzt vorerst auf Neuer als Ersatztorwart, keine Sperre für Lehmann und Subotic, Sneijder wechselt doch nach Mailand. Sport kompakt

Die deutschen Hockeydamen stehen nach einem 2:1 (1:1, 1:1)-Erfolg gegen England bei der Hockey-Europameisterschaft in Amsterdam erneut im Endspiel. Dabei kommt es am Samstag (15.30 Uhr) zu einer Neuauflage des Finals 2007 gegen Weltmeister und Olympiasieger Niederlande, das die Auswahl von Bundestrainer Michael Behrmann in Manchester überraschend mit 2:0 gewinnen konnte.

Ohne die Bremer Tim Wiese und Torsten Frings, dafür aber mit den Lokalmatadoren Rene Adler sowie Robert Enke absolviert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Länderspiele gegen Südafrika in Leverkusen am 5. September und vier Tage später gegen Aserbaidschan in Hannover. Bundestrainer Joachim Löw setzte Schlussmann Wiese, dem er kürzlich sogar einen Einsatz gegen Südafrika in Aussicht gestellt hatte, als Ersatztorwart überraschend U21-Europameister Manuel Neuer vor die Nase. "Für die beiden entscheidenden WM-Qualifikationsspiele gegen Russland in Moskau und gegen Finnland in Hamburg im Oktober werden wir uns in der Torwart-Frage natürlich kurzfristig entscheiden. Wie in den letzten Qualifikations-Begegnungen ist derzeit aber kein Wechsel vorgesehen. Unser Ziel ist weiterhin der Gruppensieg", sagte Löw am Donnerstag nach der Bekanntgabe seines 23-köpfigen Aufgebots. Der in dieser Saison bislang starke Keeper Wiese, der zudem als einziger der für die WM infrage kommenden vier Torhüter mit seinem Klub in einem internationalen Wettbewerb vertreten ist, ist beim Vize-Europameister damit vor allem mit Blick auf den Showdown am 10. Oktober gegen Russland in Moskau derzeit außen vor.

Jens Lehmann und Neven Subotic müssen keine nachträgliche Sperre durch das DFB-Sportgericht befürchten. Wie der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag mitteilte, hat der Kontrollausschuss das Verfahren gegen den ehemaligen Nationaltorhüter Lehmann (VfB Stuttgart) und Verteidiger Subotic (Borussia Dortmund) eingestellt. Nach der Stellungnahme von Schiedsrichter Helmut Fleischer sowie der Auswertung der Fernsehbilder sei der Kontrollausschuss zu dem Ergebnis gekommen, "dass der Schiedsrichter eine in sportgerichtlichen Verfahren nicht mehr angreifbare Tatsachenentscheidung getroffen" habe. Unterdessen gab der BVB gekannt, dass Subotic wegen der Rangelei mit Lehmann eine vereinsinterne Geldstrafe zahlen muss. Das kündigte BVB-Manager Michael Zorc am Donnerstag an.

Mit Verärgerung hat Werder Bremens Geschäftsführer Klaus Allofs auf die Nichtberücksichtigung von Torhüter Tim Wiese für die beiden Länderspiele am 5. September in Leverkusen gegen Südafrika und am 9. September in Hannover gegen Aserbaidschan reagiert. "Es ist schwer, an eine faire Chance für Tim zu glauben. Viel deutlicher kann man ihm nicht zeigen, was anscheinend das DFB-Trainerteam von ihm hält", erklärte der Sportdirektor des Bundesliga-Vierten vor dem Qualifikations-Rückspiel zur neuen Europa League beim kasachischen Meister FK Aktobe gegenüber kicker-online. Der Keeper der Hanseaten wurde von Bundestrainer Joachim Löw lediglich ein Einsatz in der Partie am 14. November in Köln gegen Chile zugesichert. Diese Begegnung findet aber nur in dem Falle statt, dass sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft direkt für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika qualifiziert. Wiese bezeichnete seine Ausbootung in einer ersten Stellungnahme als "sehr verwunderlich".

Der bei Real Madrid aussortierte niederländische Fußball-Nationalspieler Wesley Sneijder wechselt nun doch für eine Ablösesumme von knapp 16 Millionen Euro zu Italiens Meister Inter Mailand. Der 25-Jährige unterschrieb nach spanischen und italienischen Medienberichten beim Klub von Star-Trainer Jose Mourinho einen Fünfjahresvertrag, der ihm rund 3,5 Millionen Euro pro Jahr einbringen soll. Dabei hatte sich Sneijder am Mittwoch zunächst noch gegen einen Wechsel zu Inter und für einen Verbleib bei Spaniens Rekordmeister ausgesprochen. "Ich werde nicht gehen, ich will bei Real bleiben und spielen. Es ist keine Frage des Geldes, sondern eine sportliche Entscheidung", wurde Sniejder in der spanischen Sporttageszeitung Marca zitiert. Sneijder war zuletzt auch mit dem deutschen Rekordmeister Bayern München in Verbindung gebracht worden. Nach der großen Einkaufstour der "Königlichen" (Cristiano Ronaldo, Kaka, Karim Benzema und Xabi Alonso) stand der Mittelfeldspieler ebenso wie der frühere Hamburger Rafael van der Vaart zuletzt auf dem Abstellgleis. Zuvor war bereits Landsmann Klaas-Jan Huntelaar widerwillig von Real zum AC Mailand gewechselt. Sneijder musste bereits sein Trikot mit der Nummer zehn an Lassana Diarra abtreten.

Der Champions-League-Sieger und spanische Fußballmeister FC Barcelona verpflichtet den ukrainischen Nationalspieler Dmitri Tschigrinski von Schachtjor Donezk. Die Ablösesumme für den langmähnigen Innenverteidiger wurde auf 25 Millionen Euro beziffert. Barça wollte den Transfer erst nach dem Finale um den europäischen Supercup bekanntgeben, in dem die Katalanen an diesem Freitag in Monaco auf Donezk treffen. "Der Transfer ist auf den Weg gebracht worden, und es wird wohl nichts mehr dazwischen kommen", betonte Barça-Manager Aitor "Txiki" Begiristain am Donnerstag. Der Abwehrspieler selbst sagte vor dem Finale zwischen dem Champions-League-Sieger und dem UEFA-Cup-Gewinner in Monaco: "Die Entscheidung ist gefallen. Aber im Finale spiele ich noch für Schachtjor. Da bin ich ganz Profi."

Nationalspieler Robert Huth steht kurz vor einem Wechsel zum Premier-League-Club Stoke City. Der FC Middlesbrough, mit dem der 25 Jahre alte Verteidiger nach der vergangenen Saison abgestiegen war, habe eine Offerte für Huth und den türkischen Nationalstürmer Tuncay akzeptiert, bestätige "Boro"-Trainer Gareth Southgate am Donnerstag. Nun müssen sich die Spieler noch mit City über ihre Gehälter einigen. "Robert hat jede Menge Erfahrung in der Premier League", sagte Stokes Co-Trainer Peter Reid im BBC-Rundfunk. Huth war während der Asienreise im Frühjahr in die Fußball- Nationalmannschaft zurückgekehrt.

Knapp zehn Monate vor Beginn der Fußball-WM in Südafrika vermisst Teammanager Oliver Bierhoff nach den zuletzt spielerisch enttäuschenden Leistungen der deutschen Nationalmannschaft die Sommermärchen-Euphorie. "Die Begeisterung ist nicht mehr da. Wir versuchen, diese Euphorie wieder anzuheizen. Aber das ist schwierig. Vielleicht liegt es daran, dass noch kein WM-Jahr ist", sagte der 41-Jährige im Interview mit dem Express. Etwas mehr als eine Woche vor dem Länderspiel gegen WM-Gastgeber Südafrika am 5. September in Leverkusen hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) offenbar noch nicht das komplette Kartenkontigent verkauft. Auch für das vier Tage später stattfindende WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan in Hannover gibt es noch Tickets. "Wir müssen aufpassen. Gegen schwere Mannschaften ist die Mannschaft da. Aber gegen vermeintlich schwächere Teams fehlte uns zuletzt die Souveränität, den Ball zu halten und das Spiel zu kontrollieren", sagte Bierhoff und fügte unmissverständlich hinzu: "Wir haben zuletzt die Linie verloren. Wir müssen wieder souveräner werden."

Seine Äußerungen über Homosexuelle haben Italiens Weltmeistertrainer Marcello Lippi jede Menge Ärger eingebracht. Die führende Interessenvertretung Arcigay reagierte mit scharfer Kritik auf die Behauptung Lippis, eine sexuelle Beziehung zwischen zwei Spielern der italienischen Fußball-Nationalmannschaft sei unmöglich. "Warum, lieber Herr Lippi, können Nationalspieler nicht homosexuelle Liebe ausprobieren, wenn sie ihre Flirts mit jedem dahergelaufenen Showgirl vor jeder TV-Kamera aufführen?", hieß es auf der Internetseite www.arcigay.it. Lippi hatte erklärt, es gehe nicht um eine kulturelle Frage, sondern eine Beziehung dieser Art würde mit dem "Interessensystem" in Konflikt geraten. "Man kann sich vorstellen, wie die Medien das Thema eines homosexuellen Fußballer-Paares behandeln würden. Auch wenn vom kulturellen Standpunkt ein Großteil der Menschen eine derartige Situation begreifen und akzeptieren würde, würde man diese instrumentalisieren, letztendlich würde sie negativ werden", sagte Lippi. Im Januar hatte Lippi sogar behauptet, es gebe keine schwulen Fußballer.

Basketball-Profi Aleksandar Nadjfeji verlässt Bundesligist ALBA Berlin und wechselt zu Liga-Konkurrent Tigers Tübingen. Wie der Tübinger Club am Mittwoch mitteilte, unterschrieb der 32-jährige Center am Mittwoch einen Einjahresvertrag. "Mit der Verpflichtung von Nadjfeji ist es uns gelungen, einen der besten Spieler der letzten Jahre für unsere junge und hungrige Mannschaft zu gewinnen", kommentierte Tübingens Manager Robert Wintermantel den Transfer-Coup. Nadjfeji war Anfang vergangenen Jahres von den Köln 99ers nach Berlin gewechselt und hatte mit den Hauptstädtern im gleichen Jahr die deutsche Meisterschaft und in diesem Jahr den deutschen Pokal gewonnen. 2006 und 2007 hatte er auch mit Köln bereits Meisterschaft und Pokal gefeiert und war in den vergangenen Jahren mehrmals ins All Star Team der Bundesliga gewählt worden. In der vergangenen Spielzeit kam der 2,02-Meter-Mann auf einen Schnitt von 9,1 Punkten und 2,8 Rebounds pro Spiel.

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