Süddeutsche Zeitung

Schwimm-WM in Fukuoka:Liebe auf den zweiten Blick

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Nicht nur bei der Hotelsuche kann es in Fukuoka, dem Schauplatz der Schwimm-WM, zu Überraschungen kommen.

Glosse von Sebastian Winter

Wer sich für die südjapanische Hafenstadt Fukuoka auf die Unterkunftssuche im Internet begibt, der stößt, jedenfalls beim Branchenriesen Booking.com, auch auf das Hotel Sol. Wow, denkt man, zwar nur zwei Sterne, aber ein eigener Balkon. Direkt am Meer. Zimmerservice. Eine 24-Stunden-Rezeption und kostenfreies Wlan. Und, ein unschlagbarer Vorteil, wenn man über eine Schwimm-WM in genau dieser Stadt berichtet: Es liegt nur 500 Meter von der Arena entfernt, im Hafengelände der Großstadt. Die Bewertung: 4,2 von 5 Sternen. Und es kommt ja noch viel besser: Das Frühstück: inklusive. Die Eingangshalle: königlich. Und die Zimmer: wahre Suiten, 35 Quadratmeter groß!! Mit Whirlpool!!! Wenn man weiß, dass Hotelzimmer in Japan eher 3,5 Quadratmeter groß sind (okay, das ist jetzt ein wenig übertrieben), ist diese Unterkunft der pure Luxus. Also, schnell auf den Buchungsknopf drücken. Oder?

Noch mal kurz in die vielen Bewertungen reingeklickt. Dort steht tatsächlich etwas verschämt: "It's a love hotel". Ein Hotel also, in dem auch im Whirlpool geplanscht, aber vermehrt Matratzensport getrieben wird. Das hat die meisten (Geschäfts-)Reisenden offenbar trotzdem nicht davon abgehalten, hier abzusteigen. Oder sind sie gerade deswegen ...? Egal, zu heiß, die Sache, man zieht den Mauszeiger lieber schnell zurück vom Buchungsknopf. Die gebuchte Alternative liegt nun mitten im Kneipenviertel Tenjin. Fast genauso luxuriöse 17 Quadratmeter, auch nur 65 Euro die Nacht, ein Balkon im zwölften Stock. Und die in Japan übliche Hightech-Toilette, auf der man so manche Überraschung erlebt, wenn man einen der vielen Knöpfe drückt - oder am besten alle gleichzeitig.

Die japanischen Sommerschauer bezwingen jeden Regenschirm

Gute zwei Kilometer sind es nun zu Fuß in die Arena, das T-Shirt trieft dann immer im feuchtheißen japanischen Sommer. Oder es trieft, weil gerade wieder einer dieser "Schauer" niedergeht, die jeden Regenschirm bezwingen, auch diese schönen transparenten japanischen. Man läuft auch deshalb, weil man sonst viel sitzt und die Fahrrad-App eh nur auf Japanisch ist. Und in Bus und U-Bahn traut man sich nicht, weil dort strengste Etikette herrscht: bloß nicht essen, nicht trinken, nur ganz leise reden, Abstand wahren.

Dafür helfen einem die Menschen von der Hotelrezeption mit Händen und Füßen. Und die Garküche ums Eck des Hotels ist ein Traum, sie macht erst um 0.30 Uhr dicht, die Oma kocht mit, nicht nur das Ramen-Gericht für 3,50 Euro schmeckt fantastisch. Es ist tatsächlich so in Fukuoka: Vieles ist hier Liebe auf den zweiten Blick.

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