Süddeutsche Zeitung

Schalkes Klaas-Jan Huntelaar:"Er weiß, wo das Tor steht"

Lesezeit: 3 min

Stürmer Klaas-Jan Huntelaar trifft derzeit in Serie für die Niederlande, von Freitag an soll er Schalke 04 erlösen. Trainer Felix Magath setzt den Rekord-Zugang jedenfalls gleich unter Druck.

Ulrich Hartmann

Eigentlich ist alles ganz einfach, sagt der Blick von Klaas-Jan Huntelaar. Auf der Internetseite des europäischen Fußballverbands Uefa darf der Niederländer in einem Lehrvideo erklären, wie man Tore schießt. "Wenn der Ball draußen auf dem Flügel ist, suche ich mir in der Mitte die beste Position im Rücken meines Gegenspielers", verrät der Stürmer, "von dort aus komme ich entweder vor ihm an den Ball oder in seinem Rücken, das kann ich mir dann praktisch aussuchen". Den Fußballtrainer Felix Magath hat er überzeugt. "Er weiß, wo das Tor steht", bestätigte Magath, als er Huntelaar am Mittwoch zum ersten Training beim FC Schalke 04 begrüßte.

Huntelaar, 27 Jahre alt, hat die Glaubwürdigkeit seines Lehrvideos in den vergangenen Tagen eindrucksvoll belegt. In den ersten beiden EM-Qualifikationsspielen der Niederlande hat er fünf Tore geschossen. Damit führt er die Torjägerliste der noch jungen EM-Qualifikation vor dem Briten Jermaine Defoe und vor Miroslav Klose (je drei Tore) an. Beim 5:0 in San Marino hat Huntelaar drei Mal getroffen, beim 2:1 gegen Finnland am Dienstagabend zwei Mal.

Auftakt bei der TSG Hoffenheim

Am Freitagabend wird der Erwartungen schürende Stürmer in der Rhein-Neckar-Arena im badischen Sinsheim vorspielen. Er wird sich auch dort wieder im Rücken seiner Gegenspieler zu verstecken versuchen, aber spannend ist in diesem Zusammenhang vor allem die Frage, ob ihn seine neuen Mitspieler Jefferson Farfan, Ivan Rakitic, José Manuel Jurado und Raúl dort auch finden.

Huntelaar ist in einer guten Verfassung, aber er wird im Bundesligaspiel bei der TSG Hoffenheim schließlich zum ersten Mal für den FC Schalke 04 auflaufen. Am Mittwoch hat er zum ersten Mal mit seinen künftigen Torvorbereitern trainiert. "Wir werden sicher nicht gleich Hurra-Fußball zelebrieren", sagt Magath angesichts seiner mit allerhand neuen Spielern kurzfristig noch einmal veränderten Mannschaft, hebt aber das grundsätzliche Potenzial seines neuen Teams hervor. Wie lange die Harmonisierung nun dauere, "das kann niemand sagen".

Der Stürmer Huntelaar, ob er nun als einsame Spitze oder an der Seite des Spaniers Raúl agiert, spielt in den Planungen des Trainers eine entscheidende Rolle, denn er ist für die finale Verwertung zuständig. "Er macht Tore, und genau das ist der Mannschaft zuletzt ein bisschen abgegangen", sagt Magath. Huntelaar hat vor allem bis vor eineinhalb Jahren in der niederländischen Ehrendivision begeistert, als er nacheinander für Eindhoven, Heerenveen und Amsterdam in insgesamt 107 Spielen 93 Tore geschossen hatte und mit dieser eindrucksvollen Referenz im Januar 2009 für 27 Millionen Euro zu Real Madrid gewechselt war.

Doch weder in Madrid (acht Tore in 20 Einsätzen) noch danach beim AC Mailand (sieben Tore in 25 Einsätzen), der ihn im Sommer 2009 für 15 Millionen holte, konnte Huntelaar sich einen Stammplatz erkämpfen. Bereut habe er die Wechsel zu diesen Topklubs gleichwohl nicht, betonte er am Mittwoch. "Ich bin in Madrid und Mailand ein besserer Spieler geworden", behauptet Huntelaar; dann aber ein besserer, der in dieser Zeit erheblich günstiger geworden ist.

Schalke und Huntelaar unter Druck

Für geschätzte 14 Millionen Euro hat Schalke ihn am 31. August, dem letzten Tag der Transferperiode, geholt und erhofft sich vom teuersten Einkauf der Vereinshistorie eine mit seinen jüngsten Länderspielen vergleichbare Effizienz sowie damit auch Hilfe zur schnellen Rehabilitierung des Teams nach einem Saisonstart mit zwei 1:2-Niederlagen in Hamburg und gegen Hannover. "Wir brauchen am Freitag gegen Hoffenheim unbedingt drei Punkte, um voran zu kommen", sagt Huntelaar und scheut sich auch nicht, dem Klub grundsätzlich Titelambitionen zu unterstellen. Eine Niederlage am Freitag beim Tabellenführer Hoffenheim freilich würde Schalke von der avisierten vorderen Tabellenregion zunächst weiter distanzieren und vor dem ersten Champions-League-Spiel am kommenden Dienstag bei Olympique Lyon nicht gerade die erforderliche Zuversicht verschaffen.

Der Trainer Magath setzt seinen neuen Topstürmer Huntelaar trotz aller denkbaren Anlaufschwierigkeiten jedenfalls gleich unter Druck. "Eine zweistellige Anzahl von Toren wird er sicher für uns schießen", sagt der Trainer. Wahrscheinlich hat er Huntelaars Torvideo im Internet gesehen.

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Quelle:
SZ vom 09.09.2010
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