Süddeutsche Zeitung

Biathlon-Weltcup in Ruhpolding:Plötzlich ist der Strom weg

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Ein Blackout im Stadion bringt den Biathlon-Auftakt in Ruhpolding durcheinander. Am Ende halten die Notakkus gerade so noch durch, damit das Rennen gewertet werden kann.

Von Korbinian Eisenberger, Ruhpolding

Sie waren um Normalität bemüht in Ruhpolding, und dazu trägt seit Jahrzehnten der Stadionsprecher Karlheinz Kas bei, den sie hier alle nur Kasi nennen. Kasi also heizte die Tausenden in der Chiemgau Arena an, so wie er das immer gemacht hat. Er lobte den Chefpräparator für sein Kunstwerk, trotz Plusgraden eine Weltcup-Loipe in die braun-grüne Landschaft modelliert zu haben. Und dann, die Stadionuhr zeigte 14.50 Uhr an, da verstummte der Stadionsprecher mitten im Satz. Es dauerte Sekunden, bis den Tausenden bewusst wurde: Wenn der Kasi verstummt, dann ist es mit der Normalität vorbei.

Stromausfall zum Auftakt der Biathlon-Wettbewerbe in Ruhpolding: Die Videoanzeige fiel aus, die Anzeige der Live-Ergebnisse, das Fernsehbild der ARD und auch die Beleuchtung des Schießstands sowie die Flutlichter. Die Zeitnahme allerdings, die funktionierte nach wie vor, abgesichert durch Notstrom-Akkus. Und so durften sich die Athleten und ihr Publikum glücklich schätzen, dass sie sich an diesem Mittwoch nicht inmitten einer nächtlichen Flutlichtveranstaltung wiederfanden. So nämlich machten die Athleten eben ohne Kunstlicht und auch ohne Kasis Kommentare weiter, als wäre nichts geschehen.

Am besten kamen wie nicht selten in dieser WM-Saison die Norweger mit all dem zurecht. Johannes Thingnes Boe bezwang trotz zweier Strafminuten seinen Landsmann Vetle Sjaastad Christiansen (eine Strafminute) mit 9,9 Sekunden Vorsprung, als Dritter kam der Slowene Jakov Fak ins Ziel - ohne Schießfehler, aber eben nicht Norweger. Genauso wenig wie Benedikt Doll, der das Rennen dennoch gewinnen hätte können. Dann, wenn er nicht beim zweiten Liegendschießen einmal daneben gezielt hätte. Ohne diese Strafminute, hätte er im Ziel 3,7 Sekunden Vorsprung auf den Sieger Boe gehabt. So wurde er als bester Deutscher Sechster.

Und so durfte die deutsche Energieleistung an diesem ersten Tag von Ruhpolding als wechselhaft bezeichnet werden, was nicht zuletzt am Stromnetz lag. Den Schneemangel hatten sie dank des Ruhpoldinger Depots ja gerade noch repariert. Die örtliche Energiekrise indes konnten sie ad hoc nicht restlos lösen. Im Verlauf des Nachmittags fiel der Strom noch mehrmals aus, teilweise während der Schießeinlagen am Schießstand. Später wurde der Strom im Stadion bewusst nur noch auf einem Minimum begrenzt, um den Wettkampf abzusichern.

Dem Vernehmen nach wären die Notakkus zwei Minuten nach Rennschluss leer gewesen, es reichte ganz knapp, um alle ins Ziel zu bringen. Doll erklärte später, er habe von dem Malheur lediglich durch Zurufe vom Streckenrand erfahren. Ihn habe es nicht tangiert. Die Jury besprach den Fall - und wertete das Rennen schließlich. "Schön, dass die Zeit erfasst wurde", sagte Doll. "So ein 20-Kilometer-Lauf ist schon ziemlich viel Arbeit und man steckt viel Energie rein."

Über die Ursache des Ausfalls war im Stadion zunächst nichts Genaues zu vernehmen. Immerhin: Karlheinz Kas war sechs Minuten nach dem ersten Blackout wieder zu hören. Er nutzte seinen Einsatz, um ein hoffnungsvolles Musikstück zu spielen: Falco mit "Out of the dark".

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