Süddeutsche Zeitung

Serie A:"Ribéry ist besser als Ronaldo"

Lesezeit: 3 min

Von Felix Haselsteiner

Ein Jahr und etwa viereinhalb Monate ist es her, als sich Franck Ribéry und Cristiano Ronaldo zuletzt in einem Pflichtspiel gegenüberstanden. Am 1. Mai 2018 war das, im Estadio Santiago Bernabéu, es ging um den Einzug ins Finale der Champions League. Letztendlich gewann damals Ronaldo, wie so häufig, wenn beide aufeinandertreffen: Ribéry besiegte Ronaldo bei nur drei Gelegenheiten in seiner Karriere: bei der Weltmeisterschaft 2006, im Halbfinale der Champions League 2012 und schließlich 2013, als er - vor Ronaldo - Europas Fußballer des Jahres wurde.

Es hat sich jedoch einiges getan seit dem Mai 2018 im Leben der beiden Fußballer mit der Nummer Sieben auf dem Rücken: Ronaldo, inzwischen 34, hat Madrid verlassen, bis heute weinen ihm die Fans im Bernabéu hinterher. Ribéry, 36, wurde beim FC Bayern zwar tränenreich verabschiedet, vermisst wird er dort in der aktuellen Saison allerdings noch nicht. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen auf italienischem Boden trennten sich die beiden am Samstag 0:0 - mit klaren Vorteilen für den Franzosen.

Die Voraussetzungen vor dem Spiel von Ribérys Fiorentina und Ronaldos Juve waren denkbar klar: Florenz ist mit zwei Niederlagen in die Saison gestartet und auch wenn diese knapp ausfielen deutet einiges darauf hin, dass sich die Mannschaft von Vincenzo Montella eher außerhalb der Spitzenränge bewegen wird. Juventus hingegen hat zum selben Zeitpunkt bereits schon wieder sechs Punkte gesammelt, wenn auch durch zwei sehr knappe und nicht allzu überzeugende Siege. Dass die Fußballphilosophie von Maurizio Sarri noch nicht ganz angekommen zu sein scheint, erklärt sich jedoch mitunter dadurch, dass der Trainer die ersten beiden Spiele vom Fernseher aus verfolgen musste, ihn plagte eine Lungenentzündung.

Bei Ribérys Auswechslung erhebt sich das ganze Stadion

Am dritten Spieltag gab Sarri seine Premiere an der Seitenlinie im Stadio Artemio Franchi und er sah nicht allzu viel Gutes von seiner Mannschaft. Juventus tat sich äußerst schwer, kam zu wenigen Torabschlüssen und musste darüber hinaus zweimal verletzungsbedingt wechseln, Douglas Costa und Miralem Pjanic konnten bereits vor der Halbzeit nicht mehr weitermachen. Allzu unscheinbar war auch Ronaldo, ganz im Gegenteil zu seinem französischen Pendant. Ribéry brauchte einige Minuten, um ins Spiel zu finden, kam dann allerdings in immer bessere Kombinationen sowohl mit Außenverteidiger Dalbert als auch mit dem 21-jährigen Stürmer Federico Chiesa.

Florenz erarbeitete sich in den ersten 60 Spielminuten ein deutliches Chancenübergewicht, allein der Abschluss blieb das Manko: Chiesa, Dalbert, Ribéry, sie alle hätten Florenz in Führung bringen können, scheiterten jedoch mit ihren zu ungenauen Versuchen. Ribéry und Ronaldo begegneten sich in der 60. Spielminute zum ersten Mal auf dem Platz, als der ehemalige Münchner einen Konter über Ronaldo unterband und damit eine gute Chance einleitete - der Jubel der Tifosi war dementsprechend groß. Als der 36-Jährige in der 69. Minute erschöpft für Kevin-Prince Boateng ausgewechselt wurde, erhob sich schließlich das ganze violette Stadion: Wer gedacht hatte, der Wechsel nach Italien sei eine Flucht in ein entspanntes Fußballerleben gewesen, liegt bislang falsch.

Auch sein neuer Verein ist zurzeit zufrieden. "Viele dachten, Ribérys Verpflichtung wäre nur eine Marketing-Operation gewesen, aber es ist nicht so. Ribéry ist ein großartiger Spieler und ein Beispiel für die jüngeren Fußballer", sagte Fiorentinas Sportdirektor Daniele Prade nach dem Spiel. Der Franzose spielt eine gute Rolle in der Offensive der Fiorentina, gealtert ist der Filou über den Sommer nicht. Auch wenn Montella ihn etwas zentraler positioniert, als eine Art hängende Spitze mit vielen Freiheiten, hat er weiterhin seine besten Momente über die linke Seite.

Ohne Ribéry blieben die letzten 20 Minuten des Spiels weitestgehend chancenfrei, Ronaldo war auch in der zweiten Halbzeit bis auf einen nicht gelungenen Fallrückzieher-Versuch nicht auffällig. Rocco Commisso, Eigentümer der AC Florenz, wurde gar etwas übermütig, er verlautete: "Ribéry ist besser als Ronaldo". Etwas nüchterner betrachtet lautet die Zusammenfassung: Die erste Italo-Version des Duells der zwei Siebener endet mit einem 0:0. Für Franck Ribéry.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4600945
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 15.09.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.