Süddeutsche Zeitung

AC Florenz:Ribéry schubst und stößt

Lesezeit: 2 min

Von Lisa Sonnabend

Einen herrlichen Spätsommer hatte Franck Ribéry in der Toskana verbracht, doch am Sonntagabend endete dieser. Gegen Lazio Rom stand der ehemalige Bayern-Spieler für den AC Florenz in der Startelf, mal wieder: Der 36-Jährige wirbelte auf der linken Seite umher und bereitete den zwischenzeitlichen Ausgleich in der 27. Minute mit einem feinen Pass vor. Doch kurz vor Schluss, Ribéry war für Kevin-Prince Boateng ausgewechselt worden, erzielte der frühere Dortmunder Ciro Immobile für Lazio das Siegtor.

Der Franzose war frustriert, denn vor dem Treffer hatte er ein Foul an seinem Teamkollegen Riccardo Sottil gesehen, das nicht geahndet wurde. Auch nach Schlusspfiff hatte sich der Franzose nicht beruhigt. Einige Mitspieler redeten auf das Schiedsrichtergespann ein, Ribéry kam hinzu. Doch der Franzose beließ es nicht bei Worten. Er näherte sich, hob den rechten Arm und gab dem Linienrichter einen kräftigen Schubser - so ist es auf Videoaufnahmen zu sehen.

Der Offizielle, die Abseitsfahne noch in der Hand, taumelte nach hinten. Daraufhin stieß ihn Ribéry noch einmal, ehe ihn Betreuer wegzogen. Der Schiedsrichter zeigte ihm Rot.

"Jetzt bin ich hier und bin glücklich"

Dabei sah Ribérys Italien-Engagement nach einer verblüffenden Erfolgsgeschichte aus. Im Sommer war Ribéry nach Florenz gewechselt, da sein Vertrag bei den Münchnern nicht mehr verlängert wurde. Er wurde schnell Stammspieler, erzielte bereits zwei Treffer in der Serie A, mit seinen Dribblings verzückte er die Anhänger - und im legendären San-Siro-Stadion bekam er sogar Standing Ovations von den gegnerischen Fans. Im September wurde er zu Italiens Spieler des Monats gekürt. "Jetzt bin ich hier und bin glücklich", schwärmte Ribéry vor zwei Wochen in der Zeitung Corriere della Sera.

Mancher beim FC Bayern könnte es womöglich sogar bereut haben, ihn ziehen gelassen zu haben. Einen Kreativspieler würde der stolpernde Bundesligist derzeit auch gut gebrauchen können (wenn auch noch etwas mehr einen furchtlosen Innenverteidiger). Nach dem Ausraster am Sonntagabend dürften sich diese Gedanken jedoch wieder verflüchtigt haben: In München ist das Temperament des Franzosen wohlbekannt, auch in seinen zwölf Jahren bei den Bayern war Ribéry immer wieder aufgefallen: Er ohrfeigte Gegenspieler, fasste ihnen an den Hals, BVB-Spieler Gonzalo Castro steckte er 2016 den Fingern ins Auge. Vor einem Jahr ohrfeigte er nach einer Niederlage gegen den BVB einen französischen Journalisten.

Für die neuerliche Entgleisung gegen Lazio entschuldigte sich Ribéry am Montag bei Fans und Mitspielern - und ausdrücklich auch beim Linienrichter: "Ich bitte ihn um Verzeihung, ich war am Ende des Spiels sehr bekümmert und nervös. Ich hoffe, er kann meinen Gemütszustand verstehen." Florenz-Trainer Vincenzo Montella sagte nach dem Schubser am Sonntagabend: "Ich mag sein Adrenalin und seine Leidenschaft." Es war Florenz' erste Niederlage nach sechs Spielen, der Verein rutschte auf den neunten Tabellenrang ab. Montella wird Ribéry nun vermissen, der wird wohl für mindestens drei Spiele gesperrt. Es sieht so aus, als wäre der Sommer in der Toskana vorbei.

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