Süddeutsche Zeitung

RB Leipzig nach Sieg gegen Union:"Konsequenter, präsenter, schärfer"

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Die Leipziger finden nach drei Niederlagen in Serie doch mal wieder ihre Balance im Spiel - vor allem die gegensätzlichen Offensivkräfte Lois Openda und Benjamin Sesko harmonieren.

Von Cornelius Pollmer, Leipzig

Der Leipziger Mietmarkt trägt seit einer Weile das Prädikat "angespannt", und das gilt noch mal mehr für Premiumlagen wie die paar tausend sattgrünen Quadratmeter im beginnenden Westen der Stadt, zwischen Elsterbecken und Waldstraße. Exakt dort war es auch "unglaublich schwer, Räume zu finden", sagte RB Leipzigs Trainer Marco Rose am Sonntagabend nach der Partie gegen Union Berlin - und war entsprechend erleichtert, dass seine Mannschaft im Spielverlauf vergleichsweise entschlossen Eigenbedarf angemeldet hatte und schließlich mit zwei Buden vom Platz ging.

Wie ist dieses 2:0 mit etwas Abstand zu bewerten? Wie eigentlich immer im Leben kommt es auch bei dieser Frage darauf an, wen man fragt. Unions Co-Trainerin Marie-Louise Eta jedenfalls war in nachvollziehbarer Weise etwas besorgt, dass ihr nach Coach Nenad Bjelica nun der Nächste aus dem Führungszirkel abhandenkam: Christopher Trimmel hatte in für ihn nachteiliger Weise keine Mühe gehabt, Raum zu finden, David Raum nämlich. Trimmel betrat diesen Raum in der 73. Minute derart mit offener Sohle, dass er nach einer roten Karte am Mittwoch beim eminent wichtigen Nachholspiel in Mainz fehlen wird. An wen Trimmels Platz untervermietet werden wird? "Da werden wir uns was überlegen", sagte Eta vage, wissend, dass der zweite Rechtsverteidiger im Kader, Josip Juranovic, in Leipzig wegen einer Verletzung gar nicht erst zur Verfügung stand.

Marco Rose hätte im Gegensatz einiges an Erfolgen zu vermelden gehabt: das erste Mal in der Liga gewonnen nach zuletzt drei Niederlagen, zudem das erste Mal seit dem Weggang von Offensivkraft Emil Forsberg. Das erste Mal zu null gespielt seit dem 6:0 gegen Köln im Oktober - das erste Mal dabei nach langen Verletzungspausen mit Kapitän Willi Orban und mit dem also hinter Orban stehenden Ungarn Peter Gulacsi als Nummer eins auch im Ligabetrieb.

Gerade an der Personalie Gulacsi aber ließ sich hinterher in der Kommunikation Roses festmachen, dass es ihm eher ums Ausbalancieren von nicht weniger als allem ging als darum, zu viel in das gewonnene Heimspiel hineinzulesen. Die Entscheidung für Gulacsi sei natürlich keine gegen Janis Blaswich gewesen, der sich "überhaupt nichts zuschulden kommen lassen" habe - es sei die "Gesamtgemengelage" gewesen, die dazu geführt habe, zu sagen, man wolle auch auf der Torwartposition "einen Impuls".

Vorn läuft es bei RB besser, als die Ergebnisse es zuletzt vermuten ließen

Infolge auch dieses Impulses blieb überdies festzuhalten: Ja, so Rose, man habe "konsequenter, präsenter, schärfer verteidigt" als noch gegen Stuttgart. Ja, er habe überhaupt eine "Mannschaft gesehen, die komplett über 90 Minuten klar war". Aber man habe jetzt eben auch noch mehr "die Aufgabe, in unsere Ergebnisse wieder Konstanz zu bringen".

Die Voraussetzungen dafür scheinen nicht die schlechtesten zu sein. Neben der erwähnten Rückkehr bewährter Kräfte in der Defensive ist auch mit jener von Amadou Haidara zu rechnen, der am Wochenende mit Mali im Viertelfinale des Afrika-Cups ausgeschieden ist. Und vorn läuft es bei RB ohnehin besser, als die schieren Ergebnisse es zuletzt vermuten ließen. Gegen Union zeigten jeweils nach Standards sowohl Lois Openda (11.) als auch Benjamin Sesko (48.) gegen den hervorragend aufspielenden Vertretungsschlussmann Alexander Schwolow das, was man im Fußball Qualitäten nennt.

Sesko und Openda, wie funktioniert das so zusammen? Marco Rose sagte auf diese Frage, "ja, der eine ist groß, der andere ist klein, das hilft dir schon mal", was in dieser Allgemeinheit zwar auch auf Asterix und Obelix oder den pfiffigen Zuschnitt von Räumen einer eben besichtigten Wohnung zutreffen dürfte, in diesem Fall aber konkreter zu interpretieren war im Sinne von: Variabilität des Angriffsspiels. Nicht ohne Grund strahlte Openda mit einer gewissen Wendigkeit aus spitzem Winkel ein, nicht ohne Grund traf Sesko zweimal mit Leichtigkeit und jeweils dem Kopf, wobei der zweite Treffer nach Einschreiten des VAR wegen Abseits aberkannt wurde - die hast-du-nicht-gesehen-traumhafte Scherenschrittflanke Dani Olmos, die diesem Nichttor vorausgegangen war, wird dennoch in Erinnerung bleiben.

Auch bleiben wird von dieser Situation ein durchaus heiterer Moment im Gästeblock. Dort hatte man gerade das Banner "Videobeweis abschaffen" entrollt, als ebendieser Videobeweis das Leipziger 3:0 kassierte. Das Banner verschwand umgehend, mit ihm aber sicherlich nicht das grundsätzliche Positionieren in dieser Frage.

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