Süddeutsche Zeitung

Olympia:Rom hat schon genug Schulden

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Bürgermeisterin Raggi lehnt die Sommerspiele 2024 in ihrer Stadt ab - und das ist nachvollziehbar. Denn reicher würde Rom durch Olympia sicher nicht.

Kommentar von Claudio Catuogno

"Wir glauben, dass die Aussicht auf eine Rückkehr Olympias in unser Land der jungen Generation Optimismus und die Möglichkeit gibt, an eine bessere Zukunft zu glauben." Das hatten Medaillengewinner von Rio extra noch an Roms Bürgermeisterin Virginia Raggi geschrieben. Gebracht hat es nichts mehr. Die Ablehnung der Bewerbung um die Spiele 2024 war ein Teil ihrer Wahlkampagne, und angesichts der 67-Prozent-Mehrheit, mit der sie die Römer gewählt haben, erübrige sich jetzt auch eine Bürgerbefragung, findet Signora Raggi.

Und überhaupt: Optimismus? Bessere Zukunft? Diese Ziele ausgerechnet mit Olympia zu verbinden, das erscheint ja inzwischen nicht nur der Politikerin von der Protestpartei Fünf Sterne absurd. Sie setzt jedenfalls einen anderen Slogan dagegen: "Nein zu den Olympischen Spielen des Zements."

Was bleibt von Olympia übrig?

Das mit dem Zement muss man derzeit nicht nur wörtlich verstehen. Sehr viel bauen wollten sie in Rom nämlich gar nicht für die Spiele - eher die alten Stadien vom Unkraut befreien. Aber viele sehen ja auch die olympische Idee unter einer dicken Schicht Staub vergraben, seit das IOC vom deutschen Wirtschaftsanwalt Thomas Bach gelenkt wird, und zwar eher nicht mit dem moralischen Kompass. Ein Ausrichter wird sich für 2024 schon finden - Paris oder Los Angeles. Die Frage ist eher: Was ist bis dahin von Olympia noch übrig?

Um die Zukunft der olympischen Bewegung ist es Rom aber gar nicht gegangen. Rom geht es traditionell meistens um: Rom. Das ist legitim. Was bringt so ein Sportfest einer Stadt mit 13 Milliarden Euro Schulden? Kann es wirklich Kräfte freisetzen? Kann es Stillstand überwinden? Olympia-Lobbyisten werfen Raggi nun vor, sie lasse sich Milliardenzuschüsse vom IOC für die Stadtentwicklung entgehen.

Aber man muss nur nach Rio schauen, um sich von der Vorstellung zu befreien, dass eine Stadt nach Olympia reicher ist als davor. Olympia als "Blankoscheck, den die Städte zahlen müssen" - damit liegt Virginia Raggi sicher nicht falsch. Sie mag das sein, was man im politischen Betrieb eine Populistin nennt. Aber gegen Olympia zu sein, ist längst kein Populismus mehr. Sondern Mainstream.

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Quelle:
SZ vom 23.09.2016
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